Was bedeutet der IPCC-Bericht für die Klimapolitik?

Die drei Arbeitsgruppen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ver?ffentlichen in den kommenden Monaten drei B?nde, die zusammen den f¨¹nften Sachstandsbericht (SB5) bilden. Der von der Arbeitsgruppe 1 verfasste Bericht zur Wissenschaft des Klimawandels wurde vergangenen Freitag publiziert. Die Berichte der Arbeitsgruppen 2 und 3 zu den Auswirkungen des Klimawandels, respektive zu m?glichen Massnahmen, um den Klimawandel aufzuhalten, erscheinen im M?rz und April 2014.

Dem 1988 von den Vereinten Nationen gegr¨¹ndeten IPCC obliegt es, den Stand der Klimaforschung zu beurteilen und den Entscheidungstr?gern auf eine f¨¹r sie nutzbringende Art zu kommunizieren. Drei der vorhergehenden vier Sachstandsberichte erschienen in kritischen Phasen der klimapolitischen Entwicklung. Die ersten zwei beg¨¹nstigten die Verhandlungen zum aktuellen UN-Klimaabkommen und dessen erster grosser ?berarbeitung. Der vierte Sachstandsbericht (SB4), der den Nobel-Preis erhielt, wurde 2007 ver?ffentlicht und sollte als Leitfaden f¨¹r die Verhandlungen zum Nachfolger des Kyoto-Protokolls dienen.

Klimapolitik im Zwiespalt trotz ¨¹berzeugender Botschaft

Der SB4 vermittelte eine ¨¹berzeugende Botschaft: dass, um den Klimawandel aufzuhalten, die Welt einen Weg einschlagen muss, der Treibhausgasemissionen aus Industrie und Landnutzung bis Ende dieses Jahrhunderts vollst?ndig eliminiert. Und dass ein solcher Weg technisch wie auch wirtschaftlich gangbar ist. Man ging vielfach davon aus, dass dieses Signal erfolgreiche Verhandlungen nach sich z?ge, die an der UN-Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen ihren Abschluss finden w¨¹rden.

Doch schafften es die Verhandlungspartner in Kopenhagen nicht, sich auf eine Nachfolgeregelung f¨¹r das Kyoto-Protokoll zu einigen, und in den vier seither vergangenen Jahren haben sie wenig bemerkenswerte Fortschritte erzielt. ?berdies legen der am Freitag erschienene erste Teil des SB5 sowie erste Entw¨¹rfe der Arbeitsgruppe 2 nahe, dass der SB5 die Ergebnisse des SB4 best?tigen, jedoch keine v?llig neuen Erkenntnisse bringen wird. Mancherorts wird behauptet, dass das IPCC seinen Wert verloren habe.

IPCC dennoch sinnvoll

Diese Aussage weise ich aus zweierlei Gr¨¹nden zur¨¹ck:

Erstens sind auf nationaler Ebene derzeit ehrgeizige politischen Entwicklungen im Gang. So planen L?nder wie Deutschland, die Schweiz und sogar die USA genau diesen Wandel weg von fossilen Brennstoffen und hohen Emissionen, den der SB4 sowohl f¨¹r notwendig als auch f¨¹r m?glich befand.¹ Die Massnahmen dieser kleinen Anzahl an L?ndern k?nnten zu technologischem Fortschritt f¨¹hren, der eine weltweite Wende erm?glicht. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich diese L?nder ohne den SB4 anders verhalten h?tten. Die Berichte der Arbeitsgruppen 1 und 2 im Rahmen des SB5 sollten den eingeschlagenen Weg nun zus?tzlich rechtfertigen.

Zweitens bestehen tiefgehende Meinungsunterschiede hinsichtlich der besten Strategie, die nationalen Dekarbonisierungsziele zu erreichen, also die Entkopplung des wirtschaftlichen Wachstums vom CO₂-Ausstoss. Vor zehn Jahren waren beinahe alle Analysten davon ¨¹berzeugt, dass Kohlenstoffm?rkte (also der CO₂-Emissionshandel) das ideale politische Instrument darstellen w¨¹rden. Diese haben sich jedoch bislang als keine besonders gute L?sung erwiesen. Dagegen haben Kombinationen anderer Instrumente, darunter Subventionen, Lenkungsabgaben und technische Standards, die Erwartungen ¨¹bertroffen. Diese Resultate wurden von Wissenschaftlern ¨C auch von vielen ETH-Forschenden ¨C untersucht.^{z.B. 2} So fanden Forscher beispielsweise heraus, dass die erfolgreicheren Massnahmen ¨C im Gegensatz zu den weniger erfolgreichen ¨C die Risiken f¨¹r Investoren minimieren.

Der SB5 best?tigt, dass die Energiewende notwendig ist, sogar vielleicht dringender notwendig als bisher angenommen. Dem IPCC ist es nun in seinem Bericht der Arbeitsgruppe 3 m?glich, eine kritische W¨¹rdigung alternativer Strategien zu bieten.

Dieser Beitrag wurde aus dem Englischen ¨¹bersetzt.