Studentisches Wohnen: Eine gegenseitige Bereicherung

Die Zahlen sind an sich erfreulich: ?ber 2'700 junge M?nner und Frauen haben sich im Herbst 2013 an der ETH Z¨¹rich neu f¨¹r ein Bachelorstudium einge?schrieben. Sie tragen alle massgeblich dazu bei, dass die Gesamtzahl der Stu?dierenden weiter angestiegen ist. In?zwischen studieren auf den drei Stufen Bachelor, Master und Doktorat ¨¹ber 18'000 Studierende an der ETH Z¨¹rich ¨C ein neuer H?chstwert f¨¹r die Hoch?schule. Und ein Ende dieser Entwick?lung ist vorerst nicht in Sicht: Die Schulleitung der ETH Z¨¹rich rechnet in ihrer Planung fest damit, dass sich dieser Trend in den kommenden Jah?ren fortsetzen wird.

Kehrseite des Wachstums

Ein ?hnliches Bild findet man auch an der Universit?t Z¨¹rich. Dort sind heute rund 26'600 Studentinnen und Studenten eingeschrieben, ¨¹ber 3'500 mehr als noch vor zehn Jahren. Die dynami?sche Entwicklung des Hochschulstandorts Z¨¹rich schl?gt sich auch in der baulichen Entwicklung der beiden Hochschulen nieder. Sowohl die ETH als auch die Universit?t haben in den letzten Jahren neue Forschungs-und Lehrgeb?ude realisiert, insbesondere an den beiden Standorten H?ngger?berg und Irchel. Denn die zus?tzlichen Studierenden ben?tigen ja nicht nur H?rs?le, sondern auch Laborr?ume und Arbeitspl?tze.

Die f¨¹r die beiden Hochschulen an sich positive Entwicklung hat allerdings auch ihre Kehrseite: Gestiegen ist n?mlich auch der Bedarf an preiswertem Wohnraum f¨¹r Studierende ¨C und dies in einem Umfeld, das durch einen sehr angespannten Wohnungsmarkt gepr?gt ist. G¨¹nstiger Wohnraum ist in der Region Z¨¹rich zu einem raren Gut ge?worden, und gerade das macht es f¨¹r die Studierenden nicht einfach, eine passende Unterkunft zu finden. ?Vor allem zu Beginn des Herbstsemesters, wenn viele der neuen Studierenden nach Z¨¹rich ziehen, ist die Nachfrage sehr gross?, erkl?rt Pascal Felber von der Zimmer- und Wohnungsvermitt?lung der Universit?t und ETH Z¨¹rich.

Um diese Nachfrage etwas aufzufangen, wurden in den letzten Jahren verschiedene neue Studentenh?user realisiert. So kann etwa die externe Seite Studentische Wohngenossenschaft Z¨¹rich in diesem Fr¨¹hjahr gleich zwei neue H?user in Betrieb nehmen: eine Liegen?schaft mit 103 Zimmern an der Bahnhaldenstrasse in Z¨¹rich Oerlikon sowie die von der Stiftung f¨¹r Studentisches Wohnen realisierte ?berbauung Asp?holz in Z¨¹rich Affoltern, die ¨¹ber rund 330 Zimmer verf¨¹gt. Und nicht zuletzt wird demn?chst auch am ETH-Stand?ort H?nggerberg neuer Wohnraum f¨¹r Studierende entstehen. Zusammen mit privaten Investoren wird die ETH Z¨¹?rich f¨¹nf H?user realisieren, die Wohn?raum f¨¹r insgesamt 1'000 Studierende bieten werden.

Aufruf an die Alumni

Mit den neuen Studierendenh?usern werden zwar dringend ben?tigte zu?s?tzliche Kapazit?ten geschaffen. Doch der Bedarf ist damit noch lange nicht gedeckt. ?Wir sind nach wie vor drin?gend darauf angewiesen, dass wir auch von Privaten Zimmer oder Woh?nungen zur Verf¨¹gung gestellt be?kommen, die wir vermitteln k?nnen?, erkl?rt Pascal Felber. Zusammen mit der ETH Alumni-Gesch?ftsstelle hat die Zimmer- und Wohnungsvermittlung deshalb im letzten Fr¨¹hjahr einen Auf?ruf an die Ehemaligen der ETH Z¨¹rich verschickt.

?Wir wollten mit diesem Schreiben die Alumni ermuntern, frei?stehende Zimmer als Wohngelegenheit f¨¹r Studierende zur Verf¨¹gung zu stel?len?, berichtet Felber. Etwa zwei Dut?zend Alumni haben sich per Antworttalon bei der Zimmer-und Wohnungsvermittlung gemeldet. Dazu kommen noch all jene Alumni, die direkt ein Inserat auf der Plattform aufgeschaltet haben.

Gegenseitiger Austausch

Einer, der auf den Aufruf hin ein Inse?rat aufgeschaltet hat, ist Roland H?nni. Der selbst?ndige Projektmanager, der 1985 sein Studium als Maschineninge?nieur an der ETH abschloss und heute aktives Mitglied der Alumni-Fachgruppe AMIV ist, kennt die Situation der Studierenden nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern weiss auch vom ?lteren seiner zwei S?hne, der eben?falls an der ETH Z¨¹rich studiert, wie schwierig es heute ist, in Z¨¹rich g¨¹ns?tigen Wohnraum zu finden.

Als im letzten Jahr die zweite der beiden T?chter ausgezogen war, war f¨¹r H?nni und seine Frau der Moment gekom?men, das freigewordene Zimmer an?deren Studierenden zur Verf¨¹gung zu stellen. ?Ich finde es sehr schade, wenn Wohnraum einfach ungenutzt bleibt?, erkl?rt er sein Motiv. ?Zumal wir in der N?he des H?nggerbergs wohnen, also an einer geradezu idealen Lage f¨¹r Studierende.?

Auf das Inserat, das er auf der Platt?form der Zimmer- und Wohnungsver?mittlung aufgeschaltet hatte, meldete sich unter anderem Moritz Buchholz aus Hanau (D). Dass sich H?nnis just f¨¹r ihn entschied, hat mit dessen Hobbies zu tun: Wie H?nnis j¨¹ngerer Sohn ist auch Moritz ein begeisterter Musiker, so dass sich f¨¹r die beiden ein anregender Austausch ergibt.

Per Zufall erfuhr H?nni zudem, dass auch Heiko Sch?nherr aus Zuchwil (SO) dringend in Z¨¹rich eine Wohngelegen?heit suchte. Ihm stellen H?nnis nun die kleine G?stekammer als Wochen?aufenthalter zur Verf¨¹gung. Auch bei Heiko ergibt sich ¨¹brigens ein interessanter Austausch, ist er doch ein Stu?dienkollege von H?nnis ?lterem Sohn. ?Fr¨¹her wohnten wir mit zwei T?chtern und zwei S?hnen unter einem Dach, heute nun mit vier jungen M?nnern?, meint Roland H?nni lachend. ?So ge?sehen lebe ich mit meiner Frau immer noch in einer Art Grossfamilie.?

?H?ufig bekommen wir die R¨¹ck?meldung, dass das Vermieten von Zimmern an Studierende f¨¹r beide Seiten lohnend ist?, stellt Pascal Felber fest. ?Viele Vermieter empfinden es als Bereicherung, mit der jungen Ge?neration einen direkten Kontakt zu pflegen.? Genau diese Erfahrung macht auch H?nni: ?Der Kontakt mit den Studierenden ist f¨¹r uns sehr bele?bend.? F¨¹r ihn ist deshalb klar: ?Ich kann anderen Alumni nur empfehlen, freien Wohnraum an Studierende zu vermieten.?