Wie Pferde Emotionen äussern

Pferde wiehern mit zwei unterschiedlichen Grundfrequenzen und teilen so neben positiven und negativen Emotionen zugleich deren St?rke mit. Das fanden Wissenschaftler der ETH Zürich im Zuge eines Forschungsprojekts heraus, in dem sie der Evolution von Emotions?usserungen nachgehen m?chten. Bislang war nicht bekannt, dass Pferde zweistimmig wiehern.

Vergr?sserte Ansicht: wieherndes pferd
Pferde wiehern zweistimmig (Symbolbild). (Bild: Croato / Fotolia) 

Wiehern ist nicht einfach Wiehern. Tats?chlich k?nnen Pferde durch Wiehern komplexe Informationen vermitteln, und diese ?usserungen spiegeln, ?hnlich wie beim Menschen die Stimme, ihre Emotionen wider. Jedes Wiehern setzt sich dabei aus zwei voneinander unabh?ngigen Grundfrequenzen zusammen, wie Wissenschaftler der Einheit für Ethologie und Tierwohl am Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich im Fachmagazin ?Scientific Reports? berichten. ?Die eine Frequenz gibt an, ob es sich um positive oder negative Emotionen handelt, die andere, wie stark diese Emotion ist?, erl?utert Projektleitern Elodie Briefer.

Download H?rbeispiel (WAV, 605 KB): Das Wiehern eines Pferdes beginnt mit einem hochfrequenten Ton, zu dem ein dunklerer hinzu kommt.

In keiner früheren Studie sei dieses Ph?nomen bisher beschrieben worden, obwohl die beiden Grundfrequenzen sogar mit dem normalen Geh?r wahrzunehmen seien, wenn man bewusst darauf achte, berichtet Briefer. ?Solche Laut?usserungen mit zwei Grundfrequenzen sind bei S?ugetieren – anders zum Beispiel als bei Singv?geln – selten?, erl?utert Briefer. Wie Pferde gleichzeitig Laute auf zwei verschiedenen Tonebenen erzeugen, ist nicht genau bekannt. Die Wissenschaftler vermuten, dass sie durch ein asynchrones Vibrationsmuster der Stimmb?nder entstehen.

Um mehr über Emotions?usserungen bei Pferden herauszufinden, testeten die Forschenden 20 jeweils in einer Gruppe gehaltene Pferde und setzten diese Tiere unterschiedlichen positiven und negativen Situationen aus. So studierten die Wissenschaftler etwa die Reaktion der einzelnen Tiere, wenn sie Artgenossen aus ihrer Gruppe entfernten und diese sp?ter wieder zurückführten. Dabei zeichneten die Wissenschaftler das Verhalten und die Laut?usserungen der Versuchstiere mit Kamera und Mikrofon auf, w?hrend sie zugleich physiologische Reaktionen wie Herzaktivit?t, Atmung und Hauttemperatur erfassten.

Aufgeregte Pferde wiehern anders

Das Ergebnis: Die Intensit?t der Emotionen l?sst sich am besten an der Herz- und Atemfrequenz, den Bewegungen der Pferde sowie beim Wiehern an den Eigenschaften der tieferen der beiden Grundfrequenzen sowie der lauter werdenden hohen Obert?ne dieser Grundfrequenz ablesen. Konkret: Je aufgeregter ein Pferd ist, desto mehr beschleunigen sich Herz- und Atemgeschwindigkeit, es bewegt sich unruhig hin und her und desto h?her ist beim Wiehern die tiefere der beiden Grundfrequenzen – unabh?ngig davon, ob es sich um positive oder negative Emotionen handelt.

Die Wertigkeit – also ob die Emotion positiv oder negativ ist – drückt sich am st?rksten in den Eigenschaften der h?heren Grundfrequenz, der Dauer des Wieherns sowie der Kopfhaltung aus: Positive Emotionen lassen sich daran erkennen, dass ein Pferd beim Wiehern die h?here Grundfrequenz etwas tiefer ansetzt sowie kürzer wiehert und dazu den Kopf senkt. Negative Emotionen ?ussert ein Pferd mit einer h?heren hohen Grundfrequenz und einem l?ngeren Wiehern.

Download H?rbeispiel (WAV, 1.1 MB) mit zwei Pferden, die jeweils hintereinander erst negative und dann positive Emotionen mit ihrem Wiehern ausdrücken.

Evolution der Emotions?usserungen

Dieses Wissen kann Pferdehaltern ebenso wie Tier?rzten dienen, das Verhalten der Tiere noch besser zu deuten und um damit letztlich den Bedürfnissen der Pferde noch besser gerecht werden zu k?nnen. Doch die Untersuchungen sind auch Teil eines gr?sseren Forschungsprojekts, das erkundet, wie sich das Mitteilen von Emotionen im Verlauf der Evolution bei verschiedenen Huftieren entwickelt hat. Im Fokus steht hier vor allem der Aspekt der Domestizierung. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, ob Haustiere und ihre wilden Artgenossen Emotionen auf vergleichbare Weise ?ussern oder ob die domestizierten Tiere sich in ihrer Kommunikation dem Menschen angepasst haben. Dazu sind vergleichende Untersuchungen mit Reitpferden und Przewalski-Pferden – einer Wildpferdart –, Haus- und Wildschweinen sowie Rindern und Bisons vorgesehen.

Literaturhinweis

Briefer EF, Maigrot AL, Roi Mandel R, Briefer Freymond S, Bachmann I, Hillmann E: Segregation of Information about Emotional Arousal and Valence in Horse Whinnies. Scientific Reports, 21. April 2015, DOI: externe Seite 10.1038/srep09989

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