Borkenkäfer im Klimawandel
Sicher kennen Sie noch den Borkenk?fer. Vor einigen Jahren befiel er nach starken Stürmen und dem Hitzesommer 2003 grossfl?chig Fichtenbest?nde und verursachte enorme forstwirtschaftliche Sch?den. Aber ist er auch heutzutage noch gef?hrlich? Und wie wird sich der Klimawandel auf ihn auswirken?
?Den Borkenk?fer – gibt’s den noch?? Solche Fragen h?ren wir oft, wenn wir Nicht-Fachleuten über unsere Forschung berichten. Wenn man hier landl?ufig vom ?Borkenk?fer? spricht, ist meistens der Buchdrucker (Ips typographus) gemeint, der bekannteste und bedeutendste der 119 Borkenk?ferarten der Schweiz. Er kommt in jedem Wald mit Fichten vor und ist ein wichtiges Pionierinsekt beim Abbau stark geschw?chter oder abgestorbener B?ume. Wenn er sich jedoch in Massen vermehrt, üblicherweise nach grossen Sturmereignissen, kann er grossfl?chig auch vitale Fichtenbest?nde befallen. Nach den Stürmen Vivian (1990) und Lothar (1999) war ?der K?fer? nicht nur in den W?ldern, sondern auch in den Medien allgegenw?rtig. In den letzten Jahren ist es aber ruhiger um ihn geworden, da wir zurzeit in den meisten Regionen der Schweiz sehr niedrige K?fer- und Befallszahlen verzeichnen.
Profitiert der Buchdrucker vom Klimawandel?
Neben Sturmereignissen beeinflussen vor allem Temperatur und Niederschlag die Wechselwirkungen zwischen dem Buchdrucker und seinem Wirtsbaum, der Fichte. In einem vom BAFU finanzierten Forschungsprojekt haben wir an der WSL den Einfluss des Klimawandels auf diese Zusammenh?nge untersucht. Ein wichtiges Mass für das Gef?hrdungspotenzial des Buchdruckers ist die Anzahl der Generationen, die er einem Jahr hervorbringen kann. Mit jeder Generation vervielfacht sich die K?ferpopulation, sofern ausreichend befallsf?hige Fichten verfügbar sind: Ein Weibchen produziert etwa 50 K?fer (1. Generation), daraus entstehen um die 1‘250 Individuen in der 2. Generation, und in der dritten k?nnen es dann bereits über 30‘000 sein.
Bei steigenden Temperaturen entwickeln sich die K?fer schneller und k?nnen somit eher eine weitere Generation anlegen (siehe nachfolgende Abbildung). Vor allem im Mittelland, wo zurzeit meist zwei Generationen ausgebildet werden, k?nnte bis Ende des Jahrhunderts vermehrt eine dritte entstehen. Auch werden die K?fer früher im Jahr beginnen zu fliegen, wodurch sich die Befallsperiode verl?ngern wird. Erh?hte Temperaturen und die m?glicherweise ebenfalls ansteigende Trockenheit werden die Fichten vor allem in tiefen, südexponierten Lagen schw?chen und so ihre Abwehrf?higkeit vermindern. Zusammen mit dem schnelleren Populationswachstum kann der K?fer diese B?ume leichter besiedeln.
Insgesamt wird der Klimawandel schweizweit die Anf?lligkeit für den Befall von Fichtenbest?nden erh?hen. Extremsituationen wie im Jahrhundertsommer 2003 k?nnten dann gegen Ende des Jahrhunderts der Normalfall sein.
Aktuelle Informationen für die Praxis
Neben langfristigen Prognosen interessieren sich F?rster vor allem dafür, wie sich das aktuelle Wetter auf die Borkenk?fer vor Ort auswirkt. Dazu haben wir an der WSL die Online-Plattform externe Seite www.borkenkaefer.ch entwickelt. Hier k?nnen sich F?rster, Kantonsvertreter, Waldbesitzer, aber auch interessierte Laien darüber informieren, wie sich im Frühjahr oder Sommer der K?ferflug auf einer bestimmten H?henlage und Exposition entwickelt und wie die Prognose bis zum Winterbeginn aussieht. Ausserdem gibt es Hintergründiges zum Buchdrucker und zur regionalen Befallsgeschichte der letzten 30 Jahre.
Das Risiko für Borkenk?ferbefall steigt
Es gibt ihn also durchaus noch, den Borkenk?fer, und seine Zukunftsperspektive unter ver?nderten Klimabedingungen ist gar nicht schlecht. Auch wenn die Fichte zurzeit im Mittelland zurück geht, werden steigende Temperaturen und sinkende Sommerniederschl?ge dort mittelfristig noch zu einem erh?hten Befallsrisiko führen. Auch in h?heren Lagen, wo die Fichte eher noch zunehmen wird, wird eine zus?tzliche K?fergeneration das Befallsrisiko steigern. Man muss also weiterhin mit ihm rechnen, dem K?fer.
Weiterführende Informationen
Plattform für Borkenk?fer in der Schweiz: externe Seite www.borkenkaefer.ch