Das Leben zum Beruf gemacht
Der Informatiker Torsten H?fler erh?lt den diesj?hrigen Latsis-Preis der ETH Zürich. Sein Scalable Parallel Computing Laboratory ist eines der wenigen, das im Hochleistungsrechnen Theorie und Anwendung verbindet. Obwohl ihn Mentoren vorerst davor warnten, diese beiden Aspekte zu vereinen, hat er genau damit nun grossen Erfolg.
Bereits als Kind faszinierten Torsten H?fler, Assistenzprofessor an der ETH Zürich, die Zahlen. So habe er sich alle m?glichen Autonummern gemerkt oder irgendwie versucht, im Alltag die Welt zu quantifizieren. Er z?hlte die Schrittdistanz zur Schule und versuchte diese zu optimieren. Auch heute organisiert H?fler seinen Alltag mit mathematischen Modellen. Er habe gar ein Performancemodell für sein Leben, gesteht der Informatiker. ?Ich habe mein Leben sicherlich etwas mathematisiert, aber mein Beruf leitet sich aus meinem Leben ab?, sagt er
Computer effizienter machen
H?flers kurze und steile Karriere führte ihn von der Technischen Universit?t Chemnitz, wo er diplomierte, über eine Promotion an der Indiana University und eine Stelle als Adjunct Assistant Professor an der University of Illinois an die ETH Zürich. Hier leitet er heute das Scalable Parallel Computing Lab am Institut für Computersysteme.
Der Name des Labors ist Programm seiner Forschung, denn das Team steigert die Effizienz von Computern über die Software, welche die Rechenbefehle erteilt. Die zentrale Methode hierfür ist heutzutage die Parallelisierung: M?glichst viele Rechenoperationen sollen gleichzeitig ablaufen, indem die Arbeit auf viele Rechenkerne (Prozessoren) verteilt wird. Das Ziel der Wissenschaftler in H?flers Gruppe ist es herauszufinden, wie Anwendungen im Hochleistungsrechnen auf hoch parallele Systeme mit mehreren Millionen Rechenkernen effizient ausgeführt werden k?nnen.
Theorie und Praxis vereint
Der Informatiker und sein Team entwerfen mathematische Modelle und implementieren diese in Software, die Supercomputern Anweisungen erteilt. Es komme selten vor, dass ein Lab in dem Gebiet sowohl Theorie als auch Praxis betreibe, betont H?fler. Als er seine Mentoren um Rat bei seiner Karriereplanung gefragt habe, sei ihm empfohlen worden, genau diese Kombination auf alle F?lle zu vermeiden, da sie zu kompliziert und aufwendig sei. Und ja, das sei in der Tat sehr viel Arbeit, aber extrem lohnend, da man praktisch etwas mache, was man theoretisch im Detail verstanden habe, sagt er. Gerade an der ETH mit der Supercomputer-Infrastruktur des Nationalen Hochleistungsrechenzentrums externe Seite CSCS und in der Schweiz mit den Projekten der Platform for Advanced Scientific Computing (externe Seite PASC) werde die Praxis auf h?chstem Niveau vorangetrieben, betont H?fler.
In PASC konzentrieren sich H?fler und sein Team auf den Compiler. Dieser setzt die in einer lesbaren Programmiersprache geschriebenen wissenschaftlichen Programme in eine effiziente Computersprache um. H?fler will auf der Basis eines bereits vorhandenen und h?ufig verwendeten Compilers einen sogenannten heterogenen Compiler entwickeln, der Anwendungen für verschiedene Computerarchitekturen übersetzt und optimiert. Gel?nge dies, w?ren sowohl Betreiber von Rechenzentren wie auch ihre Nutzer flexibler in der Wahl der Architektur der Supercomputer.
?Ich kann mir nichts Besseres vorstellen?
?Ich bin hier, in der Schweiz, an der ETH und in meinem Departement mit seinen Theoretikern und Praktikern in der perfekten Umgebung und kann mir nichts Besseres vorstellen?, betont H?fler. ?Die Diskussionen mit Kollegen sind immer erhellend und bringen mir neue Ideen. Genau so funktioniert Wissenschaft.?
Forschung bedeutet für H?fler, genau zu sein und ein Thema so vertieft und umfassend verstanden zu haben, dass man der weltweite Experte dafür ist. Und als dieser gilt er in seinem Fach. Der Latsis-Preis ist für ihn, der bereits über eine Liste von Auszeichnungen und Ehrungen verfügt, eine besonders grosse Ehre und eine weitere und wichtige Best?tigung für seine Karriere. Er erh?lt den Preis für seine Leistungen in den Gebieten der Performance-Modellierung sowie der Simulation und Optimierung hochskalierender paralleler Computerprogramme.
Nur das Laufen steht in Konkurrenz zur Forschung
Nicht nur habe er sein Leben mathematisiert, die Forschung sei sein eigentliches Leben, gesteht der 34-j?hrige Informatiker ein. Irgendwann sei er auf den Satz gestossen ?Learn from everyone, follow no one, work like hell?. Darin habe er sich wiedererkannt. Nur habe er den Satz noch um ?believe anything is possible? erg?nzt, denn nur so kann man offen für neue Ideen bleiben, sagt H?fler.
Wenn er einmal nicht forscht, versucht der frühere Triathlet so oft wie m?glich zu laufen. Denn er h?lt es mit den Alten Griechen und ist überzeugt, dass es für einen gesunden Geist einen gesunden K?rper braucht. Das Laufen ist sowohl sein Hobby als auch seine Leidenschaft, und er widmet ihr jede freie Minute. Manchmal diskutiert H?fler mit Studenten gar Probleme w?hrend des Laufens. Ihm liegt viel daran, sein Leitbild, sein Wissen und seine Erfahrungen an seine Studenten weiterzugeben, damit auch sie lernen, kurz und bündig zu sagen, wofür sie stehen. ?Das Geniale an Wissenschaft ist das inspirierende Umfeld, in dem man sich t?glich bewegt, in dem die Hauptaufgabe ist, sich selbst geistig weiter zu entwickeln und anderen dabei zu helfen?, sagt der ETH-Professor.
Latsis-Preis der ETH Zürich und ETH-Tag 2015
Mit dem von der ?Fondation Latsis Internationale? gestifteten Preis zeichnet die ETH Zürich j?hrlich über alle Forschungsdisziplinen hinweg herausragende Arbeiten ihrer jüngeren Forschenden aus. Er wird am ETH-Tag, am 21. November 2015, von der Rektorin Sarah Springman verliehen.
Die letztj?hrigen Preistr?ger: externe Seite www.fondationlatsis.org
Am ETH-Tag feiert die ETH Zürich gemeinsam mit G?sten aus Forschung, Politik und Wirtschaft den 160. Jahrestag der Hochschule. Traditionsgem?ss verleiht die ETH an diesem Tag die Ehrendoktorwürde an Personen, die im internationalen Wissenschaftsbetrieb Ausserordentliches geleistet haben. Auch Studierende, Doktorierende und Dozierende werden für herausragende Leistungen ausgezeichnet.