Schweizer Arbeitnehmer sparen nicht mit zynischem Verhalten
Jeder vierte Besch?ftigte betrachtet Versprechen von Seiten des Unternehmens als gebrochen und für jeden Dritten ist die Beziehung zum Vorgesetzten und zu den Arbeitskollegen nicht zufriedenstellend. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse des Schweizer HR-Barometers der Universit?t Zürich und ETH Zürich.
Der diesj?hrige Schweizer HR-Barometer widmet sich dem Schwerpunkthema ?Loyalit?t und Zynismus?, dem Wechselspiel zwischen arbeitnehmerseitig erlebter und erbrachter Loyalit?t sowie dem Zynismus – einer negativen, gar sp?ttischen Einstellung, welche die Besch?ftigten gegenüber ihren Arbeitgebern entwickeln. ?Die Ergebnisse zeigen, dass es um die Loyalit?t der Besch?ftigten grunds?tzlich gut steht?, sagt Prof. Bruno Staffelbach von der Universit?t Zürich. 54 Prozent der Arbeitnehmenden fühlen sich emotional mit dem Arbeitgeber verbunden und nur 16 Prozent der Besch?ftigten setzen sich intensiv damit auseinander, ihre Stelle zu kündigen. Dennoch betrachtet jede vierte Person zumindest manche Versprechen von Seiten des Unternehmens als gebrochen und jede dritte Person beurteilt die Beziehung zum Vorgesetzten bzw. zur Vorgesetzten und zu den Arbeitskolleginnen und -kollegen als nicht vollumf?nglich zufriedenstellend. ?Entsprechend zeigen 60 Prozent der Besch?ftigten zynisches Verhalten gegenüber dem Arbeitgeber, indem sie sich zum Beispiel missbilligend ?ussern?, so Staffelbach.
Unternehmen k?nnen Zynismus entgegenwirken
?Unternehmen k?nnen einiges tun, um der Entwicklung von Zynismus entgegenzuwirken und die Loyalit?t seitens der Besch?ftigten zu f?rdern?, erkl?rt Prof. Gudela Grote von der ETH Zürich. So haben Besch?ftigte, die ihren Arbeitgeber als loyal wahrnehmen, eine h?here Bleibemotivation und zeigen weniger Zynismus. Zudem spielt auch die Arbeitsplatzunsicherheit eine zentrale Rolle. Wer befürchtet, seine Stelle bald zu verlieren, entwickelt eher eine zynische Einstellung oder ein entsprechendes Verhalten und spielt mit dem Gedanken, die Arbeitsstelle zu kündigen. Allerdings kann gem?ss Prof. Grote eine gewisse Dosis Zynismus auch helfen, Missst?nde anzusprechen und einen gesunden Abstand zum Unternehmen zu wahren.
Diskrepanz w?chst
Weiter zeigen die Trendanalysen des HR-Barometers, dass die Diskrepanz zwischen Angebot und Erwartung insbesondere bei Lohn und Entwicklungsm?glichkeiten w?chst. Damit Besch?ftigte für unsichere Zeiten besser gewappnet sind, sollten Unternehmen die finanzielle Absicherung und vor allem auch die Arbeitsmarktf?higkeit der Betroffenen f?rdern. Die n?tigen Massnahmen für eine systematische Laufbahnplanung wie Laufbahngespr?che oder Mentoring fehlen jedoch in vielen Unternehmen weiterhin.
Geringe Eigenverantwortung für eigene Laufbahn
Bei der Karriereorientierung zeigt sich, dass Besch?ftigte die Eigenverantwortung für ihre Laufbahn nur beschr?nkt wahrnehmen wollen. Die meisten erwarten zwar nicht, dass ihr Unternehmen ihre Karriere für sie plant und voranbringt, aber sie wünschen sich doch, dass sie lange Zeit in einem Unternehmen bleiben k?nnen. Die Notwendigkeit, mit Unsicherheiten umzugehen und sie unter Umst?nden sogar positiv für sich nutzen zu k?nnen, wird von einer grossen und sogar wachsenden Zahl von Besch?ftigten nicht wahrgenommen. Wenn Unternehmen daran etwas ?ndern wollen, müssen sie grundlegend neue Herangehensweisen in der Personalentwicklung w?hlen. Eigenverantwortliche Karrieren k?nnen nur durch Massnahmen gest?rkt werden, die sich an den Laufbahnm?glichkeiten und -bedürfnissen der Besch?ftigten orientieren statt vorrangig den Interessen des Unternehmens zu dienen.
Der Schweizer HR-Barometer
Der Schweizer HR-Barometer erfasst, wie Angestellte in der Schweiz ihre Arbeitssituation erleben. Erhoben werden zum Beispiel die folgenden Themen: Gegenseitige Erwartungen und Angebote von Arbeitnehmer und Arbeitgeber als Bestandteil der Arbeitsbeziehung (psychologischer Vertrag), Praktiken des Human Resource Management wie Arbeitsgestaltung und Personalentwicklung, Führung, Arbeitszufriedenheit, Arbeitsmarktf?higkeit und Karriereorientierung. Die Studie wird von Prof. Gudela Grote, Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie der ETH Zürich und von Prof. Bruno Staffelbach, Inhaber des Lehrstuhls für Human Resource Management an der Universit?t Zürich, regelm?ssig herausgegeben.
Die Grundlage des HR-Barometers 2016 bildet eine Befragung von 1506 Angestellten basierend auf dem Stichprobenregister des Bundesamtes für Statistik. Die Befragung fand zwischen M?rz und Juni 2016 in der deutsch-, franz?sisch- und italienischsprachigen Schweiz statt. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Schwerpunktthema Loyalit?t und Zynismus.
Der HR-Barometer 2016 entstand mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds.
Angaben zum Jahrbuch
Der Bericht steht elektronisch zum Download zur Verfügung unter
externe Seite www.hr-barometer.uzh.ch oder www.hr-barometer.ethz.ch.
Gudela Grote und Bruno Staffelbach (Hrsg.): Schweizer HR-Barometer 2016: Loyalit?t und Zynismus. Zürich 2016. Universit?t Zürich und ETH Zürich. ISBN 978-3-033-05885-9