Hartnäckig und neugierig

W?re es nach ihren Eltern gegangen, w?re sie Musikerin geworden. Doch Felicitas Pauss hatte andere Pl?ne: ?Bereits als M?dchen begeisterte ich mich f¨¹r Technik?, erinnert sich die geb¨¹rtige ?sterreicherin. ?Und als ich dann im Gymnasium erste Einblicke in die faszinierende Welt der Atomkerne bekam, war f¨¹r mich klar, dass eine k¨¹nstlerische Karriere nicht in Frage kam.?

An zwei wichtigen Entdeckungen beteiligt

Als Teilchenphysikerin will sie seither wissen, was unsere Welt im Innersten zusammenh?lt. Die emeritierte ETH-Professorin hat als f¨¹hrende Kraft beim CMS-Experiment am Large Hadron Collider (LHC) des Cern in Genf massgeblich dazu beigetragen, dass 2012 die Existenz des ber¨¹hmten Higgs-Teilchens experimentell best?tigt werden konnte. Diese Entdeckung war auch die Grundlage f¨¹r den bereits im darauffolgenden Jahr vergebenen Nobelpreis in Physik.

?Ich hatte wirklich Gl¨¹ck in meiner wissenschaftlichen Karriere: Bereits in den 1980er-Jahren war ich an der Entdeckung des Z-Teilchens beteiligt, wof¨¹r es auch einen Nobelpreis gab?, blickt sie zur¨¹ck. Dennoch ist ihre Neugier damit nicht gestillt: ?Es w?re fantastisch, wenn wir mit dem LHC etwas entdecken w¨¹rden, das sich mit dem Standardmodell der Teilchenphysik nicht voraussagen l?sst.?

Forschen am technischen Limit

?Man muss gezielt Fragen stellen und darf dann nicht locker lassen?, sagte Felicitas Pauss einmal in einem Fernsehinterview. Genau diese Hartn?ckigkeit zeichnet sie als Forscherin aus. Der Bau des CMS Experiments erforderte von ihr nicht nur viel Geduld, sondern auch jahrelange technische Grundlagenarbeit. ?In der Teilchenphysik arbeiten wir an der Grenze des Machbaren. Deshalb m¨¹ssen wir viele der technologisch sehr komplexen Detektorkomponenten selber entwickeln.? In diesem Bereich hat Pauss viel zum Gelingen des CMS beigetragen, wurden an der ETH Z¨¹rich unter ihrer ?gide doch wichtige Teile dieses Detektors entwickelt.

?Viele waren skeptisch, ob sich eine derart komplexe Anlage wie der LHC zusammen mit den Experimenten wirklich realisieren l?sst.? Dass das Werk gelang, liegt ihrer Ansicht nach an der Art, wie am Cern Entscheide getroffen werden. ?Unser Erfolgsmodell ist das System der Peer-Review-Commitees?, ist sie ¨¹berzeugt. Dabei sieht sie durchaus Parallelen zur Musik: ?Nur wenn alle im Orchester ihre Instrumente hervorragend beherrschen ist das Konzert ein Erfolg?, meint sie. ?Genauso ist es in der Teilchenphysik.?

Zeit f¨¹r die eigene Forschung

In den letzten Jahren war sie neben ihrer Lehr- und Forschungst?tigkeit auch stark mit anderen Aufgaben besch?ftigt gewesen: Zwischen 2009 und 2013 war sie f¨¹r die internationalen Beziehungen des Cern zust?ndig; danach wurde sie Beraterin des ETH-Pr?sidenten in internationalen Angelegenheiten und Pr?sidentin der Konferenz des Lehrk?rpers der ETH. Und nicht zuletzt hat sie viele Vortr?ge und Interviews zur Teilchenphysik gegeben. Warum sie bei Medien eine gern gesehene Auskunftsperson ist, wird im Gespr?ch schnell klar: Nur wenige Forschende verm?gen ein derart komplexes Forschungsgebiet so eloquent und anschaulich zu vermitteln wie sie.

Seit ihrer Emeritierung im Herbst 2016 hat sie nun endlich wieder mehr Zeit f¨¹r die Wissenschaft. Denn trotz aller Erfolge, auf die sie in ihrer langen Karriere zur¨¹ckblicken kann: Etwas wirklich Neues zu entdecken, das die Grenzen des heute Bekannten sprengt, davon tr?umt sie noch immer.