Ein Idealist, der Drohnen baut

Basil Weibel will hoch hinaus ¨C und steht dennoch mit beiden Beinen fest am Boden. Im Gespr?ch h?rt er zu, ¨¹berlegt, bevor er spricht, ?ussert sich dann mit Bedacht. ?Ja, es ist ein sehr sch?nes Gef¨¹hl, in einer Gesellschaft zu leben, wo junge Leute eine echte Chance erhalten, etwas aufzubauen?, sagt er. Nat¨¹rlich sei ihm ob all der Verantwortung auch mal mulmig zu Mute, r?umt er ein, und Schalk blitzt auf in seinen Augen. ?Aber ein bisschen unverfroren muss man als Firmengr¨¹nder schon sein.?

Etwas bewirken

Weibel ist 29 Jahre alt und leitet die Geschicke des ETH-Spin-offs Wingtra, mit dem er ein ausgekl¨¹geltes Flugger?t baut. Flugzeuge und Fliegerspiele interessieren ihn aber kaum. Ihm geht es um die Anwendung; um das, was Technologie f¨¹r den Menschen machen kann. ?Als Gymnasiast war ich Idealist und wollte die Welt ver?ndern ¨C da bin ich stehen geblieben, das ist noch heute meine Motivation?, sagt er.

Weibel wuchs in St. Gallen auf. In gesundem Mass respektlos gegen¨¹ber dem Status quo war er schon als Kind. In der Schule hinterfragte gern Bew?hrtes, wollte Dinge anders machen. Als er vor der Wahl eines Studiums stand, trieb ihn vor allem ein Gedanke an: Er wollte die Welt verstehen und ihre Probleme l?sen. Dazu kam f¨¹r ihn Physik in Frage. Oder ?konomie und Soziologie. ?F¨¹r Ersteres h?tte mein Mathetalent wohl kaum gereicht?, schmunzelt er. So schrieb er sich an der Universit?t St. Gallen f¨¹r die Studieng?nge Internationale Beziehungen und Volkswirtschaftslehre ein.  

Das Potenzial von Technologie erkannt

Nun machte sich Weibel mit Kostenfunktionen, Wachstumsmodellen und Innovationsfaktoren bekannt. Nach drei Jahren schloss er beide Bachelor-Studieng?nge gleichzeitig ab. Das Gelernte war f¨¹r ihn zwar akademisch sehr interessant, aber f¨¹r die Praxis und seine Berufswahl zu wenig relevant. Sein Wissensdurst war noch nicht gestillt. Ein Richtungswechsel reizte ihn.

Sch?n l?nger trieb ihn damals die Frage um, wie die Welt zu Wohlstand kommt. Dass Technologie und Innovation dabei eine zentrale Rolle spielen, war dem frischgebackenen ?konomen nat¨¹rlich bewusst. Und er hatte Ideen, um mit Technologie etwas zu bewegen. Wie w?re es etwa, Energie ganz g¨¹nstig und sauber zu produzieren, um alle Kostenfunktionen der Welt auf einen Schlag reduzieren? Solche Gedankenspiele faszinierten ihn sehr. Also packte er erneut ein Studium an, diesmal Maschineningenieurwissenschaften an der ETH Z¨¹rich.

Schl¨¹sselmoment im Fokusprojekt

Das Studium war aber h?rter als alles, was Weibel bisher kannte. Vor allem am Anfang musste er sich durchbeissen, gewann aber zusehends Freude daran. Denn er sah, dass er m?chtige Werkzeuge erlernte, die er sp?ter in der Praxis einsetzen kann.

Ende Bachelor kam Weibel mit Robotik und Drohnen in Kontakt. Da fasste er den Gedanken, die Transportkosten im Paketversandmarkt mit einem flexiblen Flugroboter zu senken. In einem Fokusprojekt, in dem Studierende das erworbene Wissen praktisch anwenden, entwickelte er mit einem kleinen Team eine Transportdrohne, die flexibel wie ein Multikopter starten und landen, aber effizient wie ein Flugzeug fliegen kann.

Das Resultat ¨¹berzeugte derart, dass es das Autonomous Systems Lab der ETH Z¨¹rich als F?rderprojekt aufnahm. Diese Erfahrung und der Support, den er erfuhr, waren f¨¹r Weibel ein Schl¨¹sselmoment: ?Da wurde mir klar, genau das will ich tun!? Wenig sp?ter gr¨¹ndete er Wingtra.

Vom Student zum Jungunternehmer

Von da an ging alles Schlag auf Schlag. 2015 erhielt das Projekt entscheidende Finanzierung von der Gebert R¨¹f Stiftung. Im Februar 2016 nahm Wyss Zurich die Jungfirma als F?rderprojekt auf. Bald stiegen private Investoren ein. Anfang 2017 hat Weibel die ersten Drohnen verkauft.

Allerdings nicht f¨¹r den Pakettransport wie er urspr¨¹nglich dachte, sondern f¨¹r Vermessung und Landwirtschaft. Denn mit Kameras ausger¨¹stet kann der schlaue Flugroboter pr?zise Gel?ndekarten erstellen und Felder ¨¹berwachen. Bauern k?nnen so D¨¹nger und Pestizide einsparen, wovon auch Konsumenten und die Umwelt profitieren. Endlich hat Weibel gefunden, was er lange suchte: Die M?glichkeit, eine positive Ver?nderung mit zu gestalten.

Das Abenteuer forderte aber auch seinen Tribut: Weibel und die drei Mitgr¨¹nder schossen ihre gesamten Ersparnisse ein, verzichteten ein Jahr lang auf Lohn, arbeiteten auch an Wochenenden und manchmal nachts. Das braucht Biss. Erst diesen Sommer hat Weibel seit vier Jahren wieder richtige Ferien gemacht: Mit seiner Freundin eine zweiw?chige Kanutour in Schweden.

Vielseitig gefordert

Was vor vier Jahren mit einer Skizze auf einer Papierserviette begann, ist heute ein Unternehmen mit 36 Mitarbeitenden. Als CEO kommen Weibel seine vielseitigen Interessen zugute: Er packt an, wo es ihn gerade braucht. Zudem plant er die Strategie, k¨¹mmert sich um Kapital und stellt neue ?Wingtranauten? an. Ein motiviertes Team mit einer starken Mission ist f¨¹r ihn denn auch das Wichtigste, was es braucht. ?Wenn das stimmt, lassen sich fast alle Herausforderungen meistern?, ist er ¨¹berzeugt.

Weibel und sein Team haben f¨¹r ihren Spin-off von verschiedenen Seiten viel Unterst¨¹tzung erhalten. Ohne diese w?re Wingtra nicht m?glich gewesen. Daf¨¹r ist er enorm dankbar. ?Dass wir an dieser Hochschule ein solches Projekt umsetzen konnten, ist ein besonderes Gl¨¹ck?, sagt er. In der einen oder anderen Form, ist sich Weibel sicher, wird er der Gesellschaft sp?ter etwas zur¨¹ckgeben k?nnen.