Die Alternativen wären noch schädlicher
Palm?l ist umstritten. Doch es durch andere Pflanzen?le zu ersetzen k?nnte Land- und Wasserressourcen noch st?rker gef?hrden, argumentiert Gabriele Manoli.
?ber Palm?l wird heftig debattiert. Die massive Expansion der ?lpalme in den Tropen tr?gt zweifelsohne dazu bei, die Armut zu lindern – die Palm?lproduktion steht aber auch für Abholzung, CO2-Emissionen und einen wesentlichen Rückgang der Artenvielfalt. Es dr?ngen sich die Fragen auf: Sind Alternativen zu Palm?l nachhaltiger? K?nnen wir die weltweit boomende Nachfrage nach pflanzlichem ?l mit Ersatzprodukten befriedigen und gleichzeitig Land- und Wasserressourcen schonen?
Spitzenplatz in Produktivit?t
Es gibt keine einfache Antwort. Palm?l ist in der asiatischen, der afrikanischen und der südamerikanischen Küche stark verbreitet und in zahlreichen Lebensmitteln (wie etwa Keksen, Schokolade, Glace) und Alltagsprodukten (wie Shampoo, Kosmetik, Biokraftstoff) enthalten. M?gliche Palm?lalternativen sind Kokos-, Sonnenblumen-, Soja- und Raps?l. Palm?l ist jedoch in Sachen Produktivit?t je Hektar all diesen Pflanzen?len überlegen: Um dieselbe Menge ?l zu erzeugen, braucht es vier- bis neunmal mehr Land als mit Palm?l.
Allerdings geht die h?here Produktivit?t der ?lpalme auf Kosten des Wasserverbrauchs. Wie wir kürzlich zeigen konnten2, geraten ?rtliche Wasserressourcen mitunter stark unter Druck: In ?lteren Grossplantagen verdampft sogar mehr Wasser als in tropischen Regenw?ldern, was in von ?lpalmen dominierten Lebensr?umen zu Wasserknappheit führen kann3. Andere ?lpflanzen ben?tigen nur 30 bis 70 Prozent des Wassers, das die ?lpalme beansprucht.
Betrachtet man jedoch den Wasserverbrauch pro kg produziertes ?l, so zeigt sich, dass dieser aufgrund des geringeren Fl?chenbedarfs bei Palm?l niedriger ist als bei allen anderen ?lsorten. Deshalb hat Biotreibstoff aus Palm?l neben solchem aus Raps?l die beste Wasserbilanz.
?Palm?l enthaltende Produkte einfach zu boykottieren, bringt kaum die erhofften Umweltvorteile.?Gabriele Manoli
Wer Palm?l als Umweltplage verteufelt, macht es sich also zu einfach. Alle grossfl?chig angebauten Monokulturen belasten die Umwelt. Ein fairer Vergleich darf nicht nur die ver?nderte Landnutzung wie die Rodung von W?ldern betrachten, sondern muss auch die zur Befriedigung des weltweiten Bedarfs ben?tigte Fl?che berücksichtigen. Zudem müssen wir auch den (für Palm?l niedrigen) Bedarf an Pestiziden und Herbiziden sowie den (für Palm?l h?heren) Wasserbedarf in die Gleichung aufnehmen. Wenn wir die Umweltbelastung am jeweiligen Ertrag messen, steht Palm?l eher besser da als andere ?lsorten.
Produkte, die Palm?l enthalten, einfach zu boykottieren und Palm?l durch andere pflanzliche ?le zu ersetzen, wird kaum die erhofften Umweltvorteile bringen. Ganz im Gegenteil: Die Sch?den für die Umwelt k?nnten sogar noch gr?sser werden, insbesondere bei Land- und Wasserressourcen.
Was also tun?
Unserer Ansicht nach ist nachhaltig produziertes Palm?l die bessere Alternative. Dank Verpflichtungen, keine W?lder mehr abzuholzen, wandern neue Plantagen nun auf andere Landfl?chen wie Weiden oder bereits früher gerodetes Land. Das senkt CO2-Emissionen und mindert den Artenverlust, w?hrend die l?ndliche Bev?lkerung weiterhin ein Einkommen hat.
Kleinbauern und Agroforstbetriebe, die gute Praktiken bei der Palm?lproduktion einhalten, stellen einen weiteren Anknüpfungspunkt dar. Allerdings ist es schwierig, nachhaltige Standards unter Kleinbauern einzuführen, da diese nur begrenzte M?glichkeiten haben: Viele k?nnen sich nicht einmal grundlegende Dinge wie Samen und Dünger leisten4.
Wir sind daher überzeugt, dass es neben der F?rderung guter landwirtschaftlicher Praktiken auch günstige Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Anreize braucht, um Kleinbauern in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu unterstützen.
Gabriele Manoli hat diesen Beitrag zusammen mit Simone Fatichi und Jaboury Ghazoul verfasst. Der Text ist auch als externe Seite Autorenbeitrag im Tagesanzeiger erschienen.
Referenzen
1 Die Palm?ldebatte: externe Seite The Guardian, Zukunftsblog und externe Seite IUCN
2 Manoli G et al. (2018). Ecohydrological changes after tropical forest conversion to oil palm, Environmental Research Letters, externe Seite doi
3 Merten J et al. (2016). Water scarcity and oil palm expansion: social views and environmental processes. Ecology and Society, 21(2).
4 Yan W (2017). A makeover for the world's most hated crop. Nature News, 543(7645), 306.