CO2-Speicher im geklüfteten Fels
Um die ambitionierten internationalen Klimaziele zu erreichen, muss CO2 aus der Atmosph?re entfernt und eingelagert werden. Im Jura wird nun getestet, wie Felsklüfte einen Langzeitspeicher beeintr?chtigen.
Mit der blossen Reduktion des Treibhausgasausstosses l?sst sich das 2010 an der UN-Klimakonferenz in Cancun festgeschriebene 2-Grad-Ziel nicht erreichen. Die zuletzt geforderte Variante von maximal 1,5 Grad Celsius Erderw?rmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit schon gar nicht. Dies, so stellte der Weltklimarat IPCC 2018 in einem Sonderbericht fest, klappt nur, wenn zus?tzlich CO2 aus der Atmosph?re entfernt und im Boden eingelagert wird. Solch negative Emissionen lassen sich jedoch nur erreichen, wenn das abgeschiedene CO2 für Jahrhunderte sicher gespeichert werden kann.
Ob das funktioniert, h?ngt nicht zuletzt von der Beschaffenheit des Untergrunds ab. Denn das in den Boden gepumpte CO2 kann nicht nur durch bestehende Bohrungen wieder entweichen, sondern auch durch St?rzonen im sogenannten Deckgestein. ?Geeignete Deckgesteine sind m?glichst undurchl?ssig und dichten das Reservoir mit dem CO2 zuverl?ssig ab. Wir interessieren uns nun aber dafür, wie gut ein Deckgestein mit Klüften, sogenannten St?rzonen, in der Lage ist, das CO2 zurückzuhalten?, erkl?rt Stefan Wiemer, Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes, der das Projekt verantwortet. Die physikalischen und chemischen Prozesse, die beeinflussen, ob und wie das CO2 durch solche St?rzonen entweichen kann, werden heute noch zu wenig verstanden. Ebenfalls unklar ist, welchen Einfluss CO2-Injektionen auf Verformungen des Gesteins und chemische Interaktionen haben, die Erdbeben ausl?sen k?nnen. Zudem ist erst wenig über die in der Schweiz vorherrschenden Bedingungen bekannt, was es schwierig macht zu beurteilen, ob die unterirdische CO2-Speicherung hierzulande überhaupt eine Option sein k?nnte.
Beeintr?chtigen Felsklüfte die CO2-Speicherung?
Aus diesem Grund führen Wissenschaftler des Schweizerischen Erdbebendienstes an der ETH Zürich und des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Energieforschung (SCCER-SoE) ein Experiment durch, für das sie eng mit dem Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik und dem Institut für Geophysik an der ETH Zürich sowie der Swisstopo und der EPFL zusammenarbeiten. Sie untersuchen, wie gut geklüfteter Fels CO2 speichern kann, unter welchen Bedingungen induzierte Seismizit?t auftritt und wie ein solches Reservoir am besten überwacht werden soll. ?Theoretisch hat die Schweiz das Potential, mehrere Gigatonnen CO2 im Untergrund zu speichern. Mit unserem Experiment tragen wir zu einem umfassenderen Verst?ndnis der relevanten geologischen Prozesse bei, die das Speicherpotential beeinflussen. Zudem schaffen wir Grundlagen, um besser informierte Entscheide über m?gliche CO2-Speicherungsprojekte in der Schweiz zu treffen?, so Stefan Wiemer.
Noch keine Speicher geplant
Das im jurassischen Mont-Terri-Felslabor durchgeführte Experiment ist Teil des externe Seite Elegancy-Projekts, das von der EU-Kommission und dem Bundesamt für Energie finanziert wird. Die Wissenschaftler werden kleine Mengen von CO2-angereichertem Salzwasser in ein Bohrloch injizieren, das eine kleine St?rzone durchst?sst. Um herauszufinden, wie der zerklüftete Fels in dieser St?rzone auf das CO2 reagiert, werden sie die Stabilit?t des Felses beobachten und untersuchen, wie Scherverschiebungen, Porendruck und Fliesswege zusammenh?ngen. Aktive und passive seismische Sensoren werden Ver?nderungen der seismischen Geschwindigkeiten nahe der Injektion überwachen und m?gliche Mikroerdbeben erfassen.
Im Unterschied zu einem echten CO2-Speicherungsprojekt untersucht dieses Experiment potentielle Lecks auf einer sehr kleinen Skala. Nichtsdestotrotz werden die gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen, die relevanten Prozesse besser zu verstehen, welche die Bewegungen von CO2 durch St?rzonen beeinflussen. Damit leistet das Experiment auch einen Beitrag für eine verbesserte Standortcharakterisierung. Weltweit werden bereits eine Handvoll CO2-Speicherprojekte betrieben, wovon jedes bis zu drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr abgeschieden und gespeichert haben. Weitere sind in Planung. In der Schweiz ist aktuell kein CO2-Speicherprojekt geplant.