Fachliche Grenzen überschreiten
Von Genetik über personalisierte Medizin bis hin zu Krankenversicherung und Klimawandel: An der ETH-Woche 2021 setzten sich 120 Studierende aller Studieng?nge aus 31 L?ndern mit dem grossen Themenkomplex ?Gesundheit von morgen? auseinander.
?Es ist spannend zu sehen, in welch kurzer Zeit man sich in komplexe Probleme einarbeiten und L?sungsans?tze entwickeln kann?, sagt Lea Rotondi, Masterstudentin im zweiten Semester am Departement Gesundheitswissenschaften und Technik (D-HEST). Gemeinsam mit 120 anderen Studierenden aus 31 L?ndern ist sie am Sonntag vor gut einer Woche in die ETH-Woche 2021 gestartet. In nur fünf Tagen mussten sich die Studierenden aufgeteilt in Teams in das umfassende Thema der ?Health for Tomorrow? einarbeiten, um dann am sechsten Tag innovative Projektideen zu pr?sentieren.
Erstmals an zwei Standorten
Die ETH-Woche fand in diesem Jahr zum sechsten Mal statt. Dabei wurde sie erstmals als sogenannte Hub-Edition umgesetzt. Dazu waren die 15 Teams auf zwei Standorte – neun auf dem 2024欧洲杯开户_欧洲杯APP下载-投注|官网gel?nde der ETH Zürich auf dem H?nggerberg und sechs am Universit?tsspital Balgrist – aufgeteilt. Bei der Er?ffnungsveranstaltung und bei Experten-Vortr?gen waren sie via Live-Stream miteinander verbunden. Zur Abschlussveranstaltung kamen alle Teams auf dem H?nggerberg zusammen.
?Diese L?sung ist ursprünglich der Pandemie geschuldet. Doch es ist denkbar, dieses Konzept künftig fortzuführen und andere Forschungseinrichtungen oder Hochschulen der Schweiz in die Lehrveranstaltung einzubinden.?Florian Rittiner, Projektleiter der ETH-Woche
Zudem gab es diesmal erstmals eine umfangreiche Berichterstattung auf verschiedenen Social-Media-Kan?len, um das hybride Format zu erg?nzen.
Innovative Ideen zu Gesundheit und Wellbeing
Mit dem Gesundheitsthema folgte die ETH-Woche auch in diesem Jahr ihrem Ursprungskonzept, L?sungsans?tze für die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu entwickeln. Gesundheit und Wohlergehen für alle ist das Ziel Nummer 3.
?Gesundheit z?hlt zu den grossen Themen der Menschheit und umfasst verschiedene Ebenen?, sagt Margrit Leuthold. Sie war am Future Health Technologies Programm am Singapore ETH Centre beteiligt und hat gemeinsam mit Wolfgang Langhans, Professor Emeritus am D-HEST, als Ideengeberin die Inhalte der Lehrveranstaltung konzipiert. ?Neben der pers?nlichen Ebene, also den Genen und psychosozialen Faktoren, gibt es die Experten- sowie die gesellschaftliche Ebene. Zudem ist Gesundheit ein wichtiger ?konomischer Faktor.? Hinzu k?men globale Aspekte bis hin zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Umwelt und Klimawandel.
Damit die Studierenden m?glichst viel m?glichst schnell über das Thema Gesundheit lernen konnten, standen am vergangenen Montag Exkursionen zu Unternehmen und Organisationen aus dem Gesundheitssektor an, gefolgt von einer Knowledge Fair mit Expertengespr?chen am Dienstag. Um diese Inputs zusammenzuführen und Ideen zur L?sung relevanter Gesundheitsfragen zu entwickeln, wurden die Teams schliesslich am Mittwoch in das Design-Thinking eingeführt. Mit dieser Methode l?sst sich der Innovationsprozess strukturieren. Die gesamte Woche über standen den Teams extra ausgebildete Coaches zur Seite.
Zeitdruck und komplexer Teamprozess
Nicht allein die Menge an Informationen und der Zeitdruck stellten dabei für die Studierenden eine Herausforderung dar. ?Leute aus anderen Studieng?ngen denken anders?, stellt Michelangelo Gautschi unumwunden fest. Er steht kurz vor seinem Masterabschluss in Gesundheitswissenschaften und Technologie am D-HEST und ist pers?nlich vom Thema betroffen. Bei einem Unfall verlor er ein Bein, weshalb sich sein Team ?Bether? dazu entschloss, eine L?sung für bequemere Prothese zu entwickeln.
?Es ist ein stark iterativer Prozess?, berichtet auch Jonas Heitmayer, der ebenfalls am D-HEST sein Masterstudium absolviert. ?Man redet teilweise aneinander vorbei, und sehr viel Arbeit wird wieder verworfen.?
?Der Teamprozess und der interdisziplin?re Austausch sind wichtige Kernelemente der ETH Woche. Es geht darum, fachliche Grenzen zu überschreiten.?Florian Rittiner, Projektleiter der ETH-Woche
Genau aus diesem Grund hat sich auch Teruyuki ?Teru? Yamasaki für die ETH Woche angemeldet. Der Biologiestudent aus Japan ist für ein Semester an der ETH Zürich. Er m?chte mehr über Technologien lernen und war besonders von den Experten vom Cybathlon begeistert.
Realisierbare neue L?sungsans?tze finden
?Es war auch schwierig, einen ganz neuen Ansatz zu finden, der tats?chlich umsetzbar ist?, berichtete Luana Schena. Die Geographiestudentin ist im fünften Semester ihres Bachelorstudiums und aufgrund einer Augenkrankheit so gut wie blind. Auch ihr Team ?Eye of Providence? entschied sich dafür, eine L?sung für Schenas reale Probleme zu entwerfen. Es entwickelte ein Konzept für ein smartes Navigationsger?t, mit dem sich Blinde in unbekannten Geb?uden, wie zum Beispiel einem Spital, besser zurechtfinden. Mazda Farshad, medizinischer Direktor der Universit?tsklinik Balgrist, zeigte sich bei der Pr?sentation am Abschlusstag begeistert. ?Unser Spital hat wiederholt überlegt, eine solche L?sung nicht allein für Blinde, sondern für alle Menschen mit Einschr?nkungen zu entwickeln.?
Wie sehr sich die Diskussionen und Anstrengungen der vergangenen Tage gelohnt haben, machte die Abschlussveranstaltung am Freitag auf dem H?nggerberg deutlich. Nachdem die Teams am Donnerstag erg?nzenden Input von Expertinnen und Experten zu ihren Projektideen erhalten hatten, stellten sie diese auf kreative Weise ganz ohne Power-Point-Folien den Expertenjurys und den anderen Teams unter viel Beifall vor.
Gefeierte Pr?sentationen und neue Freunde
Rektorin Sarah Springman, Schirmherrin der ETH Woche, und Julia Dannath-Schuh, ETH-Vizepr?sidentin für Personalentwicklung und Leadership, verkündeten dann gemeinsam die Gewinnerteams. Der Jury Award für die Teams vom Balgrist ging an Team ?Eye of Providence?, für den H?nggerberg an Team ?Shi-er sharks?, das die Krankenhaushygiene mithilfe eines fluoreszierenden Desinfektionsmittels verbessern will. Beide erhielten einen Kochtopf mit Zutaten für einen Teamabend. Das Team ?Peace & Love? sah ein Schutzzelt aus innovativen Materialien für Panikattacken vor und holte den Peer-to-Peer Gesamtsieg für beide Standorte. Es kann sich über eine Yogastunde und einen gemeinsamen Brunch freuen. Team 4 ?No Pressure? wurde mit ihrer App für personalisierte, holistische Medizin zweiter und konnte sich ebenfalls über den mittlerweile traditionellen Kochtopf freuen.
Auch wenn die anderen Teams keinen Preis mit nach Hause nehmen konnten, gingen alle Teilnehmenden nach dieser, wie es Florian Rittiner formulierte, ?super langen und intensiven Woche? mit neuen Ideen und disziplinenübergreifenden Kontakten nach Hause. ?Ich habe in kurzer Zeit ganz viele Leute kennengelernt?, freut sich Austauschstudent ?Teru? Yamasaki. Und Jonas Heitmayer sagt: ?Ich überlege, im n?chsten Jahr wieder mit dabei zu sein.?