Mit dem KI-Tutor plaudernd eine Sprache lernen

Die neue App des ETH-Spin-offs Quazel* erm?glicht es, durch Gespr?che mit einer Künstlichen Intelligenz (KI) Fremdsprachen zu lernen. Der KI-Tutor passt sich den Sprachkenntnissen der Nutzenden an und korrigiert ihre Fehler.

Hand die ein Smartphone hält, in der Luft darüber erscheinen Worte in unterschiedlichen Sprachen
Mit der App k?nnen Lernende in 21 Sprachen mit einem KI-?Tutor sprechen und werden dabei in Echtzeit korrigiert. (Bild: Adobe Stock)

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit der Quazel-App k?nnen Lernende in 21 Sprachen mit einem KI-Tutor sprechen und werden dabei in Echtzeit korrigiert.
  • Der Sprach-Bot versteht, wie gut jemand spricht und passt entsprechend Ausdruck, Wortwahl und Satzbau an.
  • Eine der gr?ssten Herausforderungen für die drei Gründer war, die ?ffentlich zug?nglichen Sprachmodelle zu b?ndigen.

Wer eine Fremdsprache lernen will, unterh?lt sich am besten regelm?ssig mit einer qualifizierten Sprachlehrerin oder einem Tandempartner. Das kann jedoch schnell teuer oder umst?ndlich werden.

Das ETH Spin-off Quazel hat nun eine App entwickelt, die Abhilfe verspricht: Lernende k?nnen sich auf ihrem Smartphone jederzeit und überall mit einem KI-Tutor unterhalten, der nicht nur 21 Sprachen perfekt spricht, sondern auch unendlich geduldig ist.

?Wir wollen das Erlernen einer Fremdsprache so einfach und zug?nglich machen, wie nur m?glich?, sagt Gründer und CEO Philipp Hadjimina, der an der ETH Zürich Informatik studierte. ?M?glichst viele Menschen sollen in den Genuss einer pers?nlichen Sprachlehrerin kommen?.

Offene Gespr?che mit dem Chatroboter

Bei den meisten bestehenden Sprachlern-Apps stehen eher schriftliche Aufgaben im Vordergrund. Wenn es überhaupt eine Sprach-Funktion gibt, dann antworten die Apps meist nur mit vordefinierten S?tzen. Dies wirkt oft künstlich und erlaubt keine flüssigen Gespr?che. Die rasante Entwicklung bei grossen Sprachmodellen wie ChatGTP macht nun erstmals offene und natürlich anmutende Gespr?che mit einer KI m?glich.  

Diesen technologischen Fortschritt macht sich auch die Quazel-App zu Nutze: ?Vom Bestellen im Restaurant, über die Lieblingssportart bis hin zu philosophischen Themen k?nnen Lernende über fast alles mit ihrem KI-Tutor sprechen und werden dabei noch in Echtzeit korrigiert, wenn sie grammatikalische Fehler machen oder falsche W?rter verwenden?, erkl?rt Hadjimina.

Das Gespr?ch beginnt meist mit einer Frage des Chatroboters, woraufhin die Lernenden per Spracheingabe antworten. Vor allem bei Anf?ngerinnen und Anf?ngern sind es meist die Fragen des Chatroboters, welche die Konversation vorantreiben. Dabei passt die KI die Komplexit?t ihrer Antworten ganz von allein dem Niveau der Lernenden an.

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Eine Demo von Quazel (Video: ETH Zürich / Quazel)

Grosse Sprachmodelle im Hintergrund

M?glich werden all diese Funktionen durch grosse, ?ffentlich zug?ngliche Sprachmodelle, die im Hintergrund der Quazel-App laufen. Diese wurden durch eine grosse Menge an Daten aus online Quellen trainiert. Auf der Grundlage unz?hliger Bücher, Artikel, Websites und Social-Media-Posts lernte der KI-Tutor die grammatikalischen Regeln von 21 Sprachen sowie typische Bedeutungszusammenh?nge zwischen W?rtern und S?tzen.

Das Prinzip hinter diesen Sprachmodellen ist mit der Texterkennung auf unseren Smartphones zu vergleichen: Auf Basis des bereits Getippten, alter Nachrichten und einer grossen Datenbank von bekannten W?rtern und S?tzen sagt eine KI voraus, welche W?rter als n?chstes Sinn ergeben k?nnten.

So auch bei Quazel: ?Obwohl unser Sprachroboter die Aussage einer Nutzerin oder eines Nutzers wom?glich noch nie genau so geh?rt hat, kann er doch aufgrund des thematischen Kontexts, vergangener Gespr?che und durch sein Hintergrundwissen absch?tzen, welche Antwort angemessen w?re?, erkl?rt ETH-Informatiker und Mitgründer David Niederberger, der bei Quazel für die Technologie verantwortlich ist.

Das Modell anpassungsf?hig machen

Eine der gr?ssten Herausforderungen für die drei Gründer war die ?ffentlich zug?nglichen Sprachmodelle zu b?ndigen. Denn Modelle wie GPT4 von OpenAI sind mittlerweile so gut, dass ihre Antworten für Sprachschüler und Schülerinnen zu kompliziert w?ren. ?Wir mussten unserem KI-Tutor zum Beispiel durch Feedback beibringen, wie sich jemand auf dem Sprachniveau eines Anf?ngers anh?rt?, sagt Niederberger. Kurz: Der Sprach-Bot versteht, wie gut jemand spricht und passt entsprechend Ausdruck, Wortwahl und Satzbau an.

Die drei Quazelgründer David Niederberger, Samuel Bissegger und Philipp Hadjimina (v.l.n.r.)
Die drei Quazelgründer David Niederberger, Samuel Bissegger und Philipp Hadjimina (v.l.n.r.) (Bild: ETH Zürich / Quazel)

Auch die Auswahl des passenden Sprachmodells bereitete den Gründern einige schlaflose N?chte: Ist das Modell zu komplex, erfordert es sehr viel Rechenleistung und wird dadurch für den Endnutzer zu teuer. Ist es zu einfach, entstehen keine flüssigen Gespr?che. ?Bei der Auswahl des Modells galt es eine Balance zwischen der Komplexit?t und den Kosten zu finden. Ein klassisches Ingenieursproblem, wie wir es aus dem Studium an der ETH kannten?, erkl?rt Niederberger.

Zudem entwickelt sich der Markt für Sprachmodelle so schnell, dass fast w?chentlich neue und bessere Modelle erscheinen. Immer wieder entscheiden zu müssen, welche Neuerung für Quazel Sinn ergeben, verlangt den drei Gründern sehr viel Flexibilit?t und ein gutes Gespür für zukünftige Entwicklungen ab.

Von Anfang an grosse Nachfrage

Die drei Gründer haben vergangenen Herbst einen Platz im renommierten Start-up-F?rderprogramm Y-Combinator gewonnen und arbeiten aktuell in einem Airbnb in San Francisco. Als Teil des Programms k?nnen sie auf ein grosses Netzwerk von erfahrenen Gründer:innen und potenziellen Investoren und Investorinnen zurückgreifen.

Wie gut die Sprachlern-App ankommt, wurde bereits in den ersten Tagen, nachdem sie auf den Markt kam, klar: ?Quazel ging durch die Decke. Innerhalb von zwei Tagen nutzten 50'000 Menschen den Prototyp?, erinnert sich Hadjimina. Diesen Trend wollen die Gründer nun fortsetzen.

*Das ETH Spin-off Quazel hat im M?rz 2024 ein Rebranding durchgeführt und heisst nun externe Seite Univerbal.

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