Von schnellen Elektroautos und der ETH im Weltraum
Mit ihren gut ausgebildeten Absolventinnen und Absolventen, ihrer Spitzenforschung und ihrem Wissenstransfer dient die ETH Zürich der Schweizer Gesellschaft. Dies zeigte sie 2023 erneut. ETH-News blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück.
Bildung ist der wichtigste Rohstoff der Schweiz und die Basis ihres heutigen und künftigen Erfolgs. Studierende der ETH Zürich stellten ihr Wissen 2023 erneut in der Praxis unter Beweis: Mit einem selbstgebauten Elektro-Rennwagen brachen sie den bisherigen Beschleunigungsweltrekord. In nur 0,956 Sekunden beschleunigte der ETH-Bolide Mythen von 0 auf 100 km/h. Ein anderes Studierendenteam war mehr als 3000 Kilometer in ihrem selbstgebauten Solarauto unterwegs. Die Studierenden schafften es an der World Solar Challenge nach sechs Tagen in der brütenden Hitze des australischen Outbacks ins Ziel.
Doch die Studierenden und Forschenden bauen nicht nur Autos: Mit Drohnen sammelten sie im Regenwald DNA-Spuren von Lebewesen und identifizierten damit zahlreiche Pflanzen-? und Tierarten. Ihre Technologie war so überzeugend, dass sie ins Finale des Wettbewerbs XPRIZE Rainforest einzogen.
Auch die Para-Athletin Flurina Rigling will an einem prestigetr?chtigen Wettbewerb teilnehmen – den Paralympics 2024 in Paris. ETH-Student Luca Hasler hat ihr dafür einen neuen massgeschneiderten Velolenker gebaut. Rigling verspricht sich davon mehr Sicherheit, Komfort und vor allem schnellere Zeiten.
(Bild: Zürich Zoo / Dominik Ryser) Der massgeschneiderte Veloleker für Para-Athletin Flurina Rigling soll sie an den Paralympics 2024 in Paris unterstützen.
(Bild: ETH Zürich / Daniel Winkler)
Wissenstransfer sichert Innovation und Wohlstand
Die ETH Zürich tr?gt mit dem Transfer von Wissen und Technologien stark zur Innovationskraft und zum Wohlstand der Schweiz bei. Auch in diesem Jahr beteiligte sie sich an der Gründung zahlreicher Start-ups wie zum Beispiel aiEndoscopic. Dieses ETH-Spin-off hat ein Ger?t gebaut, das mittels Robotik und künstlicher Intelligenz Intubationen zur künstlichen Beatmung einfacher und sicherer macht.
Ausserdem entwickelten ETH-Forschende 2023 eine Reihe von Technologien, die der Gesellschaft und der Wirtschaft nützen: zum Beispiel ein neues Korrosionsschutzmaterial für Bauwerke und Fahrzeuge, das sich selbst repariert und wiederverwendbar ist; eine smarte Laufhose, die mit einem Textilsensor die Müdigkeit der Sportler:innen w?hrend k?rperlicher Anstrengung erkennt; ein neues Erdbebenrisikomodell, das zeigt, wo sich Erdbeben wie auf Menschen und Geb?ude auswirken; oder einen Brandsimulator, mit dem Holzbauteile unter realistischen Bedingungen getestet werden k?nnen.
Unter Leitung der ETH Zürich zeigte ein Konsortium aus Wissenschaft und Industrie zudem, dass es machbar ist, CO2 aus der Atmosph?re abzuscheiden und in recycliertem Beton oder in Gestein zu speichern. Und schliesslich lancierte die ETH Zürich zusammen mit der EPFL eine grüne Energie-Koalition, um L?sungen die Speicherung und den Transport erneuerbarer Energietr?ger voranzutreiben, sowie die Swiss-AI-Initiative. Deren Ziel ist es, die Schweiz als führenden Standort für transparente und vertrauenswürdige künstliche Intelligenz zu positionieren.
(Bild: ETH Zürich / StoryUp GmbH) Mit dem neuen Textilsensor kann zum Beispiel ermüdungsbedingten Sportverletzungen vorgebeugt werden. (Bild: Adobe Stock) Der Brandsimulator testet Holzbauteile für den Bau von Geb?uden. (Bild: ETH Zürich / Michael Steiner) Das in der Schweiz abgeschiedene und verflüssigte Kohlendioxid wird vom geothermischen Kraftwerk in Hellishei?i, Island, in den Untergrund verpresst, um dort in den bestehenden Bohrl?chern dauerhaft mineralisiert zu werden. (Bild: Carbfix) ETH-Pr?sident Jo?l Mesot (r.) und EPFL-Pr?sident Martin Vetterli (l.) lancieren gemeinsam mit Partnern eine grüne Energie-Koalition.
(Bild: Fred Merz/Lundi13/EPFL)
Kooperation als Schlüssel zum Erfolg
Die Zusammenarbeit über die Grenzen der Forschungsdisziplinen hinweg sowie mit nationalen und internationalen Partnern befruchtet die Suche nach L?sungen für die Probleme von heute und morgen. So haben die ETH Zürich und die Uno 2023 den Start einer Partnerschaft besiegelt. ETH-Forschende werden ihre Expertise künftig verst?rkt der internationalen Organisation zur Verfügung stellen, unter anderem in den Bereichen Konfliktforschung, Entwicklungszusammenarbeit und Ern?hrungssicherheit. Und dank einer grossen Donation der Dieter-Schwarz-Stiftung plant die ETH Zürich einen neuen Lehr- und Forschungsstandort in Heilbronn. In den n?chsten 30 Jahren sollen 20 neue Professuren geschaffen werden.
Im Bereich der medizinischen Forschung entwickelten Wissenschaftler:innen der ETH und des Universit?tsspitals Zürich ein vollautomatisches Testverfahren für das Multiple Myelom, einer Form von Blutkrebs. Damit untersuchen sie, von welcher Behandlungsoption Patientinnen am meisten profitieren. Und ETH-Materialforschende arbeiteten mit Kolleg:innen der Technischen Universit?t Nanyang in Singapur zusammen. Sie wollen in Zukunft Hühnerfedern nutzen, um eine Membran für Brennstoffzellen herzustellen. Damit l?sst sich Strom produzieren.
Die ETH Zürich wird ihre Weltraumforschung und die Zusammenarbeit mit der Raumfahrtindustrie ausbauen sowie einen neuen interdisziplin?ren Masterstudiengang Weltraumwissenschaft und - technologie lancieren. Als Leiter von ?ETH Zürich Space? konnte Thomas Zurbuchen, der ehemalige Wissenschaftsdirektor der Nasa, gewonnen werden. Gemeinsam mit Partnern der Raumfahrtindustrie forschen Wissenschaftler:innen der ETH bereits heute an einer Breitband-Internetkommunikation via Laser und Satellit.
(Bild: ETH Zürich) ETH-Pr?sident Jo?l Mesot (links) und Reinhold Geilsd?rfer, Gesch?ftsführer der Dieter Schwarz Stiftung, haben heute die gemeinsame Absichtserkl?rung unterschrieben. (Bild: Valeriano Di Domenico) Thomas Zurbuchen, der ehemalige Wissenschaftsdirektor der Nasa, übernimmt den Posten als Leiter der Initiative ETH Space. (Bild: ETH Zürich) Die Forschenden testeten die Datenübertragung per Laser über 53 Kilometer vom Jungfraujoch nach Zimmerwald nahe Bern. (Bild: ETH Zürich)
Grundlagen für die Innovationen von morgen
Die ETH Zürich ist auch in der Grundlagenforschung stark. 2023 haben etliche Studien Aufsehen erregt, das Wissen erweitert und das Fundament für künftige Entdeckungen gelegt.
So wiesen ETH-Forschende nach, dass die Kruste des Mars doppelt so dick ist wie die der Erde. Andere Wissenschaftler:innen halten es für plausibel, dass Harns?ure bei der Entstehung des Lebens eine wichtige Rolle spielte. Ausserdem fanden zwei Forschungsteams Hinweise darauf, dass sich der Klimawandel selbst verst?rkt: Auf einer w?rmeren und trockeneren Erde werden Mikroorganismen des Bodens wesentlich mehr CO2 produzieren und in die Atmosph?re abgeben als heute. Gleichzeitig werden die Pflanzen der tropischen Regenw?lder deutlich weniger CO2 aufnehmen.
Nicht nur lebendig, sondern gleichzeitig auch tot, k?nnen ?berlagerungszust?nde in der Quantenphysik sein, die als Schr?dinger-Katze bezeichnet werden. Die schwerste Schr?dinger-Katze stammt seit diesem Jahr von Forschenden der ETH.
Ums ?berleben geht es bei den Bakterien: Biomediziner:innen kl?rten, warum verschiedene St?mme von Salmonellen den menschlichen Darm besiedeln k?nnen. Sie tauschen dabei Erbinformation aus, die sie resistent gegenüber Antibiotika machen. Schliesslich entwickelten Bioingenieur:innen Designerzellen, die dereinst Diabetiker:innen mit Insulin versorgen k?nnten. Als Signal für die Insulinausschüttung dient diesen Zellen Rockmusik.
(Bild: MOLA Science Team) K?nnte am Anfang gestanden sein der Entstehung von Leben: ein Harnstoff-?Dimer.
(Visualisierung: Adobe Stock / Montage) Regenw?lder werden trockener: Luftaufnahme des Anama-Sees in Manaus, Brasilien, im Oktober 2005, nachdem eine monatelange Dürre den Pegel von Teilen des Amazonas-Flusses um mehrere Meter abgesenkt hatte. (Bild: Keystone) Spezifische Anapassungen im Stoffwechsel erlauben es verschiedenen Salmonellen-St?mmen, den Darm gemeinsam zu besiedeln. (Bild: Adobe Stock) Von Bioingenieur:innen wurden Designerzellen entwickelt, für die Rockmusik als Signal dient. (Bilder: Keystone SDA / Science Photo Library. Montage: Katja Schubert)