ETH-Spin-offs entwickeln leistungsfähigere Batterien
Die Elektrifizierung vieler Lebensbereiche führt zu einer steigenden Nachfrage nach leistungsf?higen Batterien. Zwei ETH-Spin-offs machen in diesem Bereich von sich reden: W?hrend BTRY hocheffiziente Festk?rperbatterien entwickelt, arbeitet 8inks an einem neuen Standard für die Produktion.
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In Kürze
- Das ETH- und Empa-Spin-off BTRY entwickelt schnell ladbare Batterien, die resistent gegenüber Temperaturschwankungen und vielseitig einsetzbar sind.
- 8inks, ebenfalls ein ETH-Spin-off, m?chte eine neuartige Fertigungstechnologie als Industriestandard etablieren, mit der sie massgeschneiderte Batterien produzieren k?nnen.
- Beide Unternehmen sehen grosses Potenzial auf dem Schweizer Markt und setzen auf eine effiziente und m?glichst nachhaltige Batterieproduktion.
Um unseren CO2-Ausstoss zu senken, müssen wir zahlreiche Lebensbereiche elektrifizieren und erneuerbare Energien aus Wind und Sonne speichern. Dafür sind Batterien unerl?sslich, die nicht nur leistungsf?hig sind, sondern auch wiederverwertbar und nachhaltig. Denn mit der rasant wachsenden Nachfrage nach Batterien steigt auch der Bedarf an knappen Rohstoffen wie Lithium. Die ETH-Spin-offs BTRY und 8inks haben dieses Problem erkannt und arbeiten an der Batterie der Zukunft, indem sie neuartige Produktionsmethoden und Herstellungsverfahren anwenden.
So dünn wie eine Folie
Herk?mmliche Lithium-Ionen-Batterien, wie sie aktuell in Smartphones oder Notebooks verbaut werden, haben einen flüssigen Elektrolyten in ihrem Inneren. Dieser Umstand macht die Batterien empfindlich gegenüber Temperaturschwankungen, sodass sie beispielsweise bei zu hohen Temperaturen leicht entflammbar sind. Zudem ben?tigt es bei den herk?mmlichen Batterien eine Weile, bis sie wieder aufgeladen sind.
Moritz Futscher und Abdessalem Aribia, die beiden Gründer von BTRY, haben deshalb eine Festk?rperbatterie entwickelt, die aus dünnen Schichten besteht, was die Ladezeit um ein Vielfaches verkürzen kann. Die beiden Forschenden verzichten sowohl beim Herstellungsprozess als auch bei den Komponenten ihrer Batterie vollst?ndig auf Flüssigkeiten. Festk?rperbatterien, wie sie BTRY derzeit entwickelt, haben den grossen Vorteil, dass sie sehr resistent gegenüber Temperaturschwankungen sind. Sie k?nnen daher sowohl bei sehr hohen Temperaturen, zum Beispiel in Sensoren, die Dampflecks aufspüren, als auch bei sehr niedrigen Temperaturen, wie sie beim Transport von Medikamenten auftreten, eingesetzt werden.
Die Batterie stellen die Mitarbeitenden vom Spin-off mit einem speziellen Beschichtungsverfahren aus der Halbleiterfertigung her. Hauchdünne Batteriezellen werden im Vakuum übereinandergestapelt. Die einzigartige Methode erm?glicht ein schnelles Aufladen der fertigen Batterie in etwa einer Minute. Zudem verspricht der Aufbau der Batterie eine etwa zehnmal l?ngere Lebensdauer als die einer herk?mmlichen Batterie. Die Schichten sind so dünn, dass das fertige Produkt, das wie eine Folie aussieht, dünner als ein Haar ist. ?Aktuell verwenden wir für die Produktion unserer Batterien noch Maschinen im Labormassstab und unsere Batterien hatten im Labor die Gr?sse eines Stecknadelkopfs. In etwa zwei Jahren m?chten wir aber eine eigene Pilotproduktion in der Schweiz aufgebaut haben und uns langfristig zu einem globalen Batteriehersteller entwickeln?, führt Moritz Futscher aus. Dabei sollen die Batterien in allen m?glichen Bereichen zum Einsatz kommen: sei dies in Sensoren im Bereich Internet der Dinge, in der Unterhaltungselektronik oder auch in der Raumfahrt.
Neues Beschichtungsverfahren als Industriestandard
Das ETH-Spin-off 8inks hebt sich dagegen durch seine neuartige Produktionstechnologie von anderen Batterieherstellern ab. Mit dieser m?chte es den seit 30 Jahren etablierten und gr?sstenteils unver?nderten Herstellungsstandard von Lithium-Ionen-Batterien, das sogenannte Schlitzdüsenverfahren, abl?sen. Paul Baade, der Gründer von 8inks, hat eine Technik entwickelt, die sich ?Mehrlagen-Vorhang-Beschichtung? nennt (engl. ?Multilayer-Curtain-Coating?). Indem man mehrere dünnere Schichten des Aktivmaterials, in dem die Lithium-Ionen gespeichert sind, auftr?gt, l?sst sich das Beschichtungsverfahren auf die jeweiligen Vorgaben massschneidern. Durch die Vielfalt in der Dicke oder den Materialeigenschaften der einzelnen Lagen hilft das Verfahren unter anderem bei der Skalierung von Festk?rperbatterien. Ein weiterer Vorteil seines Verfahrens ist zudem, dass sich die Beschichtungsgeschwindigkeit der Batterieelektrode enorm beschleunigen l?sst und so bestens für die steigende Nachfrage geeignet ist.
Derzeit testen die Mitarbeitenden von 8inks unterschiedliche Formate, von Knopfzellen bis zu sogenannten ?Pouchzellen?, wie sie in Smartphones verbaut werden. Die Technologie soll skalierbar werden, bis hin zu einem gr?sseren industriellen Massstab, beispielsweise für Batterien in Elektroautos. ?Wir m?chten mit unserem Herstellungsverfahren L?sungen zur Speicherung von erneuerbaren Energien bauen. Nur so l?sst sich der enorm gestiegene Bedarf an leistungsf?higen Batterien langfristig decken? sagt Baade. In der Zukunft m?chte sich 8inks so weit auf dem Markt etabliert haben, dass ihre Technologie ein neuer Standard in der Batterieherstellung geworden ist.
Das Potenzial des Schweizer Batterienmarktes aussch?pfen
Beide Spin-offs planen ihre Zukunft in der Schweiz. Die N?he zur Forschung und gut ausgebildete Hochschulabg?nger:innen erm?glichen es Batterieherstellern hierzulande, qualitativ hochstehende (Nischen-)Produkte auf den Markt zu bringen.
Für BTRY, die ihre Batterien im Vakuum mit einer Herstellungstechnik aus der Halbleiterfertigung produzieren, ist die Schweiz als Standort besonders attraktiv, weil das Land für seine Vakuumindustrie bekannt ist. ?Es gibt sogar den Ausdruck ?Vacuum Valley?, mit dem das St. Galler Rheintal bezeichnet wird. Dort sind viele Unternehmen angesiedelt, die in den Segmenten Vakuumtechnologie, Halbleiterfertigung und Beschichtungsverfahren t?tig sind. So werden wir Synergien und bereits vorhandenes Know-how nutzen k?nnen?, führt Moritz Futscher aus.
Auch Paul Baade von 8inks sieht die Zukunft seines Unternehmens in der Schweiz: ?Wenn es um das Thema exzellente Produktionsverfahren geht, k?nnen wir hierzulande auf eine sehr gute Grundlage aufbauen. Zahlreiche Firmen entwickeln genau die qualitativ hochstehende Hardware beziehungsweise Ger?teteile, mit denen wir langfristig unsere Produktionssysteme bauen und vermarkten k?nnen.?
Ressourcenschonende Produktion
Nachhaltigkeit spielt bei beiden Spin-offs eine zentrale Rolle. Dazu geh?rt unter anderem ein CO2-neutraler Herstellungsprozess mit m?glichst geringem Einsatz von Rohstoffen wie Kobalt oder Lithium. Abdessalem Aribia, Mitgründer von BTRY, sagt: ?Es bestehen zwar gewisse Abh?ngigkeiten vom Ausland, wenn man beispielsweise an begrenzte Rohstoffe wie Lithium denkt. Gleichzeitig sind wir bei BTRY bestrebt, mittelfristig nachhaltigere Materialien einzusetzen und so auch die Abh?ngigkeit von ausl?ndischen Produzenten zu verringern.? Das ETH-Spin-off 8inks hingegen h?lt durch eine massgeschneiderte Produktion den Energieaufwand so gering wie m?glich und kann gleichzeitig eine unn?tige Materialverschwendung vermeiden. Zudem versuchen sie beispielsweise auch, den Anteil der L?sungsmittel soweit m?glich herunterzusetzen. Beide Spin-offs zeigen, dass Nachhaltigkeit und Effizienz Hand in Hand gehen k?nnen – ein vielversprechender Weg in die Zukunft.
externe Seite BTRY – Eine nachhaltige, zuverl?ssige Lithium-Ionen-Festk?rperbatterie, die in einer Minute aufgeladen werden kann.
externe Seite 8inks – Beschleunigung des Produktionsprozesses von Batterien auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft.
Serie ?Energiel?sungen für die Schweiz?
Die Schweiz soll bis 2050 ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-?Null reduzieren. Dies erfordert eine fossilfreie Energieversorgung, die auf erneuerbaren und nachhaltigen Energiequellen beruht – eine enorme Herausforderung für das Land. Die ETH Zürich mit seinem Energy Science Center unterstützt die Energiewende in der Schweiz mit konkreten L?sungen aus den Bereichen Forschung, Lehre und Wissenstransfer.
Erfahren Sie mehr zum Thema ?Energie? an der ETH Zürich.