Erträge schonend steigern – aber wie?
Landfl?chen werden immer knapper, die B?den vielerorts st?rker belastet, und die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigt angesichts der wachsenden Weltbev?lkerung. Eine ?nachhaltige Intensivierung? der Landwirtschaft k?nnte die Situation entsch?rfen.
In seinem Beitrag vom letzten Dezember (Who will be the future farmers?) beleuchtete Jaboury Ghazoul den global beschleunigten Strukturwandel und die damit verbundene Landflucht. Diese ist eine der Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung und wird verst?rkt durch die zunehmende Verknappung der Landfl?chen weltweit. Als Antwort auf die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln bei gleichzeitigem Rückgang der Landressourcen taucht immer wieder der Begriff der ?nachhaltigen Intensivierung? der Landwirtschaft auf. Was bedeutet nachhaltige Intensivierung, und wie kann sie einen Beitrag zur Ern?hrungssicherheit leisten? (Siehe dazu auch den Blogbeitrag Ern?hrungssicherheit als System verstehen).
Ertr?ge steigern – Ressourcen und Umwelt schonen
Unter nachhaltiger Intensivierung versteht man generell das Ziel, die Produktion von Nahrungsmitteln auf knapper Fl?che zu steigern und dabei gleichzeitig die negativen Umweltauswirkungen zu verringern. So sollen die natürlichen Ressourcen als Lebensgrundlage erhalten bleiben. Tats?chlich besteht je nach lokalen Gegebenheiten und Produktionsweisen ein Potenzial, Ertr?ge langfristig zu steigern. Ein solcher Produktionsanstieg kann zum Beispiel durch Effizienzsteigerungen zustande kommen, indem Inputs wie Saatgut, Wasser, Dünger und Pflanzenschutzmittel in der richtigen Menge zur richtigen Zeit eingesetzt werden. So kann man gleichzeitig Kosten sparen und die Umweltbelastung reduzieren. Ob und wie stark die Ertr?ge dadurch effektiv steigen, h?ngt jedoch sehr von den lokalen Bedingungen ab. Bei kleinb?uerlichen Betrieben ist das Ertragspotenzial bestimmt gr?sser als bei industriell gepr?gten Grossfarmen, wie sie zum Beispiel Brasilien oder die USA kennen. Um aber die Ertr?ge dieser effizienten, hochentwickelten Grossbetriebe langfristig zu sichern, sollten Prinzipen der nachhaltigen Intensivierung vermehrt berücksichtigt werden.
Ich bin überzeugt, dass sich die landwirtschaftliche Produktion immer weiter weg von der sogenannten ?reinen Intervention? in ?kosysteme entwickeln wird. Diese ist gepr?gt durch Monokulturen, starken Einsatz nicht erneuerbarer Inputs, überm?ssige Bodenbearbeitung oder durch den erh?hten Einsatz von chemischen Hilfsstoffen wie zum Beispiel Pestiziden. In Zukunft werden vermehrt Formen der Intensivierung zur Anwendung kommen, die sich st?rker an den natürlichen Prozessen und der Biodiversit?t orientieren und die Produktivit?t des Agrar?kosystems als ganzes verbessern. Aspekte wie die Sicherung der Bodenqualit?t, die Befruchtung und die Sch?dlingskontrolle müssen hinsichtlich ihrer langfristigen Wirkung in die Systembetrachtung einfliessen. Dabei soll keinesfalls auf moderne Technologien verzichtet werden. Vielmehr geht es darum, einen optimalen Mix aus traditionellem Wissen, bew?hrten Verfahren und den neuesten Erkenntnissen aus Forschung und Entwicklung zu finden.
Gerechte Wertsch?pfungsketten schaffen
Es geht aber nicht nur um erh?hte Produktion und Schutzmassnahmen. Ein wichtiger Bestandteil des Agrar?kosystems ist die l?ndliche Bev?lkerung und deren nachhaltige sozio-?konomische Entwicklung. Eine nachhaltige Intensivierung hat Folgen auf die gesamte Wertsch?pfungskette vom Produzenten über den Markt bis zum Konsumenten. Insbesondere am Anfang der Kette ist es wichtig, dass die l?ndliche Bev?lkerung an der Wertsch?pfung teilhat, damit auch sie von den Vorteilen der verbesserten Produktivit?t und Diversit?t profitiert. Nur so kann sich ihre Existenzgrundlage verbessern.
Kleinbauern müssen einen gesicherten Zugang zu Bildung, Wissen und Technologien, Saatgut und anderen Inputs von hoher Qualit?t erhalten. Dazu z?hlen insbesondere auch Ernte- und Verarbeitungstechniken, Methoden zur Verbesserung der Nahrungsmittelsicherheit sowie der Zugang zu M?rkten, Institutionen und Krediten, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Das kann für viele Landwirte ein Anreiz sein, st?rker auf nachhaltige Produktion zu setzen und so eine Zukunftsperspektive für ihre Betriebe zu schaffen.