Die ETH Zürich setzt auf Verantwortung in der Tierforschung und lehnt Verbote ab

Am 11. November 2024 haben die Initiant:innen die eidgen?ssische Volksinitiative ?Ja zur tierversuchsfreien Zukunft? bei der Bundeskanzlei eingereicht. Diese Initiative fordert ein vollst?ndiges Verbot von Tierversuchen in der Schweiz. Eine Annahme betr?fe die ETH direkt: Alle Tierversuche f¨¹r Grundlagenforschung, Bildung und Ausbildung sowie alle Tierversuche mit schwerer Belastung (sogenannter Schweregrad 3) w?ren dann sofort verboten, alle weiteren Tierversuche sp?testens nach sieben Jahren. Ebenso w?ren Handel, Haltung und Zucht von Tieren f¨¹r Tierversuche untersagt.

Die Dachorganisation der Schweizer Hochschulen, Swissuniversities, hat heute zur Initiative Stellung genommen: Ein ?Ja zur tierversuchsfreien Zukunft? gef?hrdet den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz und schadet der Schweizer Bev?lkerung, da es wichtige neue Erkenntnisse und L?sungen besonders in den Bereichen Gesundheit, Ern?hrung und Umwelt verunm?glicht. Forschung mit Tieren werde in der Schweiz verantwortungsvoll durchgef¨¹hrt und komme Mensch, Tier und Umwelt zugute, h?lt Swissuniversities fest, und erinnert daran, dass die Schweizer Stimmbev?lkerung 2022 ein Verbot von Tierversuchen deutlich ablehnte. Auch der Schweizerische Nationalfonds SNF warnte am Montag vor den Folgen eines Verbots.

Weniger Tierversuche aus eigenem Antrieb

Ein vollst?ndiges Verbot von Tierversuchen w¨¹rde die Fortf¨¹hrung vieler Forschungsprojekte oder auch ganzer Forschungsrichtungen an der ETH verunm?glichen. Die gesellschaftliche Diskussion ¨¹ber Tierversuche findet die ETH Z¨¹rich hingegen wichtig und sinnvoll, da sie die Forschung an Alternativmethoden kontinuierlich vorantreibt. In den letzten Jahren wurden an der ETH verschiedene neue und tierschonendere Methoden entwickelt. Dementsprechend arbeiten Forschende schon aus eigenem Antrieb in Richtung weniger Tierversuche und nehmen die Stossrichtung der Volksinitiative auf. Zudem muss jeder Versuch mit Tieren in der Schweiz von einer kantonalen Veterin?rbeh?rde bewilligt werden. Tierversuche werden nur bewilligt, wenn es keine gleichwertige Alternative gibt. In der Schweiz ist die Forschung mit Tieren somit bereits heute streng geregelt. Laut dem Ranking des Animal Protection Index (API) geh?rt die Schweiz zu den L?ndern mit der strengsten Tierschutzpolitik und -gesetzgebung weltweit.

Mehr Forschung ¨¹ber belastungsarme Methoden

Um die Belastung von Tieren besonders in der biomedizinischen Grundlagenforschung so gering wie m?glich zu halten und neue Erkenntnisse mit m?glichst wenigen Tieren zu gewinnen, werden an der ETH Z¨¹rich die 3R-Ans?tze stetig weiterentwickelt. 3R steht f¨¹r ?replace, reduce, refine? und umfasst diejenigen Forschungsans?tze, die mit einem Minimum an Tieren und Belastung auskommen sowie das Tierwohl in der Haltung verbessern.    

Die ETH hat in diesem Jahr ihre 3R-Forschung weiter intensiviert und den ETH 3R Hub eingerichtet. Der Hub entwickelt neue 3R-Forschungsans?tze. Zudem b¨¹ndelt er bestehendes und neues Wissen ¨¹ber 3R-Methoden an der ETH und unterst¨¹tzt Forschungsgruppen und Studierende bei deren Umsetzung. Sein Ziel ist die kontinuierliche Verbesserung der Tierschutzstandards.

Besonders in Forschungsprojekten, die v?llig neues Terrain erkunden, gibt es oft noch keine Alternative zu Tierversuchen.  Namentlich f¨¹r Forschungsprojekte, die komplexe Zusammenh?nge des K?rpers untersuchen ¨C wie zum Beispiel in der Neurowissenschaft, Immunologie oder Krebsforschung ¡ª stehen kaum Alternativen zur Verf¨¹gung. Man muss diese Forschungsfragen in einem Gesamtorganismus untersuchen. Entsprechend kann die medizinische, bio- und neurowissenschaftliche Forschung derzeit nicht ohne Tierversuche arbeiten, weil es keine gleichwertige Alternative gibt.

Ganz oder weitgehend untersagt w?ren neben biomedizinischen Laborversuchen mit Nagetieren wie M?usen, Ratten oder mit V?geln auch agrarwissenschaftliche Forschung zur F¨¹tterung von K¨¹hen, entwicklungs- und verhaltensbiologische Studien zu Rehen oder auch Untersuchungen f¨¹r einen tierfreundlichen Wasserbau mit Fischen. Bei einem Verbot ist weiter anzunehmen, dass pharmazeutische Grundlagenversuche ins Ausland verlagert werden m¨¹ssten.