Semper Aula ist restauriert und wieder nutzbar
Der wohl repr?sentativste Raum der ETH Zürich, die Semper Aula, wurde drei Jahre restauriert und instandgesetzt. An den denkmalpflegerischen Arbeiten waren interne wie externe Expert:innen beteiligt. Die Aula kann mit gewissen Einschr?nkungen wieder genutzt werden.

In Kürze
- Besuchende k?nnen die Semper Aula im Hauptgeb?ude der ETH nach der Restaurierung wieder in voller Pracht erleben.
- Der Festsaal kann für ausgew?hlte Veranstaltungen gebucht werden. Dafür gelten strengere Vorgaben als bisher, um den wertvollen Raum zu schonen. Erste repr?sentative Veranstaltungen fanden bereits statt, etwa ein internationales Symposium.
- Wie die Aula konserviert und restauriert wurde, erfahren Interessierte noch bis zum 31. Juli 2025 datailliert an den Infow?nden vor der Aula und hier im Text.
- Für alle, die die Aula selbst besuchen m?chten, sei eine Führung von Meet ETH Tours empfohlen. Mehr Infos dazu unten.
2020 – knapp 150 Jahre, nachdem der Saal eingeweiht wurde – war es an der Zeit, die Aula von Grund auf zu konservieren und zu restaurieren. Im Rahmen der Vorarbeiten wurden seit 2020 zuerst der Zustand des Saals analysiert und architekturgeschichtliche, materialtechnische und denkmalpflegerische Aspekte untersucht.
Die eigentlichen Arbeiten dauerten dann drei Jahre bis Ende 2024 und umfassten die tiefgreifenden Konservierung und Restaurierung der historischen Oberfl?chen und die technische Erneuerung der Aula. Dafür war eine Vielzahl an Expert:innen n?tig.
Team von Expert:innen vereint
Die Arbeiten wurden begleitet von verschiedenen Expert:innen und Institutionen, darunter:
- die externe Seite Kantonale Denkmalpflege Zürich und
- der Lehrstuhl für Konstruktionserbe und Denkmalpflege der ETH.
Mit den Architekt:innen des Zürcher Architekturbüros externe Seite Ruggero Tropeano Architekten bildeten sie die Begleitgruppe des Projekts, um so das n?tige Fachwissen zu versammeln.
?Die Diskussionen in der Begleitgruppe waren ausgesprochen wichtig und bereichernd. Auch der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Immobilien der ETH lief hervorragend. Das Ergebnis ist folglich nicht die Leistung einzelner Entscheidungstr?gerinnen oder Planer, sondern einer interdisziplin?ren Zusammenarbeit?, betont Silke Langenberg, Professorin für Denkmalpflege an der ETH.
Aula von grosser kultureller Bedeutung
Das Hauptgeb?ude mit seinem wertvollsten Raum, der Semper Aula, befindet sich im Inventar der Denkmalschutzobjekte von kantonaler Bedeutung und ist gleichzeitig auch ein Objekt von nationaler Bedeutung. Damit z?hlt es zu den schützenswerten Bauten der Schweiz.
?Der kulturelle und gesellschaftliche Wert des Raumes ist gross?, erkl?rt die verantwortliche Architektin Christiane Illing, ?auch weil es der letzte noch weitgehend im Original erhaltene Raum Gottfried Sempers ist.? Die Architektin weiter:
?Die ETH verfügt über einen Schatz von internationaler Bedeutung, dessen sich viele gar nicht bewusst sind.?Christiane Illing, verantwortliche Architektin
Dies ist auch der Grund, warum der Raum m?glichst nur für repr?sentative Anl?sse genutzt werden sollte.
Die konservierte und restaurierte Aula










Aula virtuell
Erkunden Sie die restaurierte Aula hier mittels einer virtuellen Tour. (Aufnahmen: ETH Zürich / Ruedi Hendrikx)
Verschiedene Massnahmen ergriffen
Die denkmalpflegerischen Massnahmen waren herausfordernd und betrafen den gesamten Saal. Es galt, den bauzeitlichen Zustand zu erhalten und an der ursprünglichen Substanz so wenig wie m?glich zu ver?ndern, andererseits L?sungen zu finden, die den heutigen Gebrauch unterstützen.
Was umfassten die Arbeiten?
- Der instabile Parkettboden wurde ersetzt.
- Der fragile ?lfarbanstrich an den verschiedenen Bauteilen wurde gefestigt.
- Risse, die etwa die T?felung und Stuckarbeiten durchzogen, wurden ausgebessert.
Die Profis hatten dafür vorab aufwendige Materialanalysen durchgeführt, um so der historischen Materialit?t und Farbgebung Sempers gerecht zu werden.
Neues Parkett mit Schwingboden
Der Aufbau des Bodens samt Parkett wurde komplett neu geplant und in hochwertiger Handwerksarbeit – auf Grundlage des ursprünglichen Entwurfs Sempers – als Schwingboden mit filigraner Unterkonstruktion neu erstellt.
Bei der Bestandsaufnahme vor der Restaurierung waren beim Boden verschiedene M?ngel offensichtlich geworden:
- Aufgrund der grossen Spannweiten der Balken war der Saalboden statisch nur bedingt gebrauchstauglich: Balken hingen durch und es wurden deshalb neu zus?tzliche Stahltr?ger eingebaut.
- Die Unterkonstruktion des erst 1996 erneuerten Parketts war instabil. Das Parkett wies deshalb etliche Einbruchstellen im Bereich der Bodensteckdosen auf.
?Beim Boden hatten wir uns gegen eine Reparatur und für den Neuaufbau entschieden, weil die Reparatur einerseits sehr grossen Aufwand und andererseits ein weniger befriedigendes Ergebnis bedeutet h?tte?, erl?utert Peter Kohl, Projektverantwortlicher der Abteilung Immobilien der ETH.
?Die neue Bodenkonstruktion samt neuem Parkett hat eine bessere Statik, Akustik und ein einheitliches Erscheinungsbild des gesamten Raums zur Folge?, so Kohl weiter, ?was durch eine Reparatur nicht m?glich gewesen w?re. Ausserdem trugen Kostenerw?gungen zum Entscheid bei.?
Herausfordernde Stuckschicht
S?mtliche Wandabschnitte, Basen und Kapitelle der S?ulen und Pilaster wurden im Vorfeld 2020 fotografiert. Der Zustand wurde kartiert, die diversen Sch?den und die zu ergreifenden Massnahmen wurden anschliessend vermerkt.
In der Praxis bedeutete dies, es wurden:
- lose Stuckteile wieder eingebunden,
- Risse und fehlerhafte Stellen im Stuck geschlossen mit einer eigens entwickelten, im Grauton der Aula eingef?rbten Stuckmasse,
- Malschichten auf dem Stuckgrund gesichert und
- die Oberfl?chen gereinigt.
Arbeiten und Zustand der Aula











Moderne Technik und bessere Akustik
In der Aula wurde ausserdem die Akustik verbessert und die Lichttechnik erneuert, um den heutigen Nutzungsansprüchen zu genügen. Dafür wurden in den vier grossen Rundb?gen Stoffe gespannt und D?mmfl?chen geschaffen, die den Schall absorbieren. Zur besseren Akustik tr?gt neben dem verbesserten Boden ausserdem neu die Ausstattung mit den ehemals für die Aula hergestellten gepolsterten Stühlen bei.

?Mit der Restaurierung der Semper Aula haben wir einen weiteren wichtigen Schritt zur Erneuerung des Hauptgeb?udes geleistet.?Prof. Dr. Ulrich Weidmann![]()
Arbeiten beim HG gehen weiter
Die Arbeiten beim Hauptgeb?ude seien damit aber noch l?ngst nicht abgeschlossen, erkl?rt Prof. Dr. Ulrich Weidmann, Vizepr?sident für Infrastruktur und Nachhaltigkeit an der ETH Zürich. ?Die verschiedenen Massnahmen werden uns bei laufendem Betrieb noch Jahrzehnte besch?ftigen. Die Arbeiten führen wir auch dieses Jahr fort und beginnen 2026 die n?chste grosse Etappe mit Sanierungen der Fenster und Fassaden.?
Semper, die Aula und die ETH
Gottfried Semper (1803–1879) war Professor am Polytechnikum, dem Vorl?ufer der ETH, und Direktor der sog. Bauschule.
Hauptgeb?ude
Das Hauptgeb?ude (HG) der ETH entstand von 1859 bis 1868 nach Pl?nen Sempers und unter dessen Leitung und der des Architekten Johann Caspar Wolff, was eine spannende Geschichte für sich darstellt.
Semper-Sternwarte und Villa Garbald
Die ETH verfügt über ein weiteres Geb?ude Sempers: die Sternwarte in unmittelbarer N?he zum Hauptgeb?ude. Von Semper stammt auch die externe Seite Villa Garbald in Graubünden, die ETH-Angeh?rige für Seminare oder Tagungen buchen k?nnen, die aber nicht zu den Immobilien der ETH geh?rt.
?ber die Aula
Die Semper Aula, als Teil des HG, wurde 1860 bis 1870 gebaut. Sie gilt als einziger weitgehend original erhaltener, repr?sentativer Innenraum Gottfried Sempers. Die Aula ist reichhaltig ausgestattet, voller Details, mit Stuckdekorationen und goldenen Konturen sowie in Paris hergestellten Leinwandbildern. Die verwendeten architektonischen Formen reichen von Vorbildern der r?mischen Antike bis zur italienischen Renaissance.
In dem Prachtsaal gibt es für Besuchende viel zu entdecken: dort eine Galerie, da einen r?mischen Triumphbogen, hier Fassadengliederungen mit Pilastern und Rundb?gen im Stil der florentinischen Hochrenaissance. Auffallend sind die vielen Gem?lde, die an einem Ort wie der ETH selbstverst?ndlich auch die Wissenschaft thematisieren. Darunter das Deckengem?lde mit seiner etwa 10 mal 18 Metern grossen, aus Einzelteilen zusammengefügten Leinwand, das als eines der gr?ssten Gem?lde seiner Zeit galt.
Wie kann ich die Aula erleben?

Die Semper Aula ist nicht permanent zug?nglich, um sie zu schützen. Sie steht nur für ausgew?hlte, i. d. R. repr?sentative Veranstaltungen unter strengeren Auflagen als bisher zur Verfügung. Jede Veranstaltung muss vorher bewilligt werden.
Semper-Führungen
Meet ETH Tours führt regelm?ssig Führungen durch das Hauptgeb?ude und die Semper-Sternwarte durch.
Ab Frühjahr bietet Meet ETH Tours zudem eine Thementour zu Semper on demand an, die interessierte Gruppen individuell buchen k?nnen. Dieses Angebot erscheint demn?chst auf der Tours-Website. Am 9. September 2025 findet das Angebot auch als Public Tour statt. Ausserdem gibt es eine virtuelle Aula-Tour zum Selbererkunden.
?Meet ETH Tours? leitet sich vom neuen Namen ?Meet ETH? ab. Dieser bezeichnet seit Anfang Jahr eine neue Gruppe im Stab des Pr?sidenten, in der Treffpunkt Science City, Community & Outreach und ETH Zürich Tours zusammengeführt wurden.
Infow?nde vor Aula
Vor der Aula informieren Infow?nde mit Texten und Bildern über die Massnahmen der Restaurierung, die noch bis zum 31. Juli 2025 aufgestellt sind.
Offene Aula
Die Aula ?ffnet für Interessierte an einem Tag im Frühjahr. Wer m?chte, kann sich mit den Fachpersonen der Restaurierung austauschen und die Aula im Detail bewundern. Wir informieren frühzeitig über den Termin.
Buch über Restaurierung
Für 2026 ist ein Buch über die Restaurierung geplant, in dem die beteiligten Exptert:innen die durchgeführten Massnahmen erl?utern.
Weitere Informationen
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