Zinsen für wettbewerbsfähige Erneuerbare entscheidend

Erneuerbare Energien sind unverzichtbar, um den CO₂ ¨CAusstoss zu vermindern. Ohne sie ist gem?ss s?mtlichen Klima-Szenarien das Ziel des Pariser Abkommens nicht zu erreichen, die globale Erw?rmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen.

Daher hat die Politik verschiedene F?rdermassnahmen f¨¹r erneuerbare Energien eingef¨¹hrt, insbesondere in der EU. Der Erfolg blieb nicht aus: Die Stromgestehungskosten alternativer Energien liegen in vielen europ?ischen L?ndern heute in der N?he der (Grenz)-Kosten bestehender Gas- oder Kohlekraftwerke.

In vielen europ?ischen L?ndern, z.B. Spanien und Deutschland, sind in den letzten beiden Jahren Photovoltaik-Anlagen entstanden, die ohne Subventionen auskommen und im Markt bestehen k?nnen. Diese Konkurrenzf?higkeit des ?kostroms basiert einerseits auf reiferer Technologie und h?heren St¨¹ckzahlen, was die Kosten senkt. Andererseits ¨C und das wird oft ¨¹bersehen ¨C haben ebenso die tiefen Kapitalkosten dazu beigetragen. Denn die niedrigen Zinsen erh?hen die Wirtschaftlichkeit der Alternativenergie.

Tiefere Kosten dank niedrigen Zinsen

Doch was passiert, wenn die Zinsen steigen? Dieser Frage sind ETH-Forscher in zwei Studien nachgegangen. Da erneuerbare Energien kapitalintensiver sind als fossile Energietr?ger, nehmen bei steigenden Zinsen deren Kosten st?rker zu. Als Folge verlieren sie an Attraktivit?t. ?Erneuerbare Energien sind jetzt sehr g¨¹nstig, aber bei h?heren Zinsen nicht mehr zwingend?, sagt Tobias Schmidt, Professor f¨¹r Energiepolitik.

Untersuchungen von 133 Photovoltaik- und Windkraftprojekten in Deutschland in den letzten 18 Jahren h?tten gezeigt, dass die gesunkenen Stromgestehungskosten zum Beispiel bei Windkraft zu ca. 25 Prozent durch niedrigere Finanzierungskosten begr¨¹ndet seien (vgl. Artikel in externe Seite Nature Energy).

?Erneuerbare Energie ist auch aufgrund stark verbesserter Finanzierungsbedingungen billiger geworden?, sagt Bjarne Steffen, Co-Autor der Studie. Umgekehrt heisst das, dass sich regenerative Energie bei steigenden Finanzierungskosten ¨¹berdurchschnittlich verteuert.

Bei steigenden Zinsen sinkt die Attraktivit?t

Die ETH-Forscher haben zusammen mit einem Team vom Potsdam Institut f¨¹r Klimafolgenforschung (PIK) in einer Studie, die heute in ?externe Seite Nature Sustainability? ver?ffentlicht worden ist, verschiedene Zinsszenarien durchgerechnet. Sollten die Zinsen wieder ein Niveau wie vor dem Ausbruch der Finanzkrise erreichen, n?hmen in Deutschland die Stromgestehungskosten f¨¹r Solaranlagen um 11 Prozent und f¨¹r Windkraftprojekte um 25 Prozent zu ¨C mit entsprechenden Folgen f¨¹r die Konkurrenzf?higkeit.

In einem Szenario eines moderaten Zinsanstiegs w¨¹rden die ¨C wegen zunehmenden Wissens und besserer Technologie ¨C tieferen Kosten f¨¹r Solarenergie-Anlagen durch die h?heren Zinskosten aufgewogen. Bei Windkraftwerken gehen die Sch?tzungen davon aus, dass die Stromgestehungskosten in einem Szenario moderat steigender Zinsen um 9 Prozent zunehmen w¨¹rden.

Auktionen sollen beibehalten werden

Die Instrumente f¨¹r alternative Energien nun abzuschaffen, wie es in der EU zurzeit ¨¹berlegt wird, halten die ETH- und PIK-Forscher f¨¹r eine gef?hrliche Strategie. Im Fall steigender Zinsen w¨¹rde sich das kontraproduktiv auswirken und die f¨¹r das Klima notwendige Emissionsreduktion von CO₂  w?re gef?hrdet. ?Die positive Entwicklung bei den erneuerbaren Energien sollte man nicht aufs Spiel setzen?, betont Schmidt.

Er spricht sich daf¨¹r aus, weiterhin an marktwirtschaftlichen Instrumenten wie Auktionen f¨¹r Grossanlagen zur  Erzeugung regenerativer Energie festzuhalten. Damit soll der wettbewerbsf?higste Anbieter zum Zug kommen. Solange das Zinsniveau auf tiefem Niveau verharrt, bleiben die Erneuerbaren so subventionsfrei.

Die Studienautoren bejahen zudem einen Mindestpreis f¨¹r die Emissionszertifikate im europ?ischen Emissionshandelssystem. Dies w¨¹rde den Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie beschleunigen, indem so Preisst¨¹rze f¨¹r klimasch?dliche CO₂ ¨CEmissionen in Zukunft ausgeschlossen w?ren. H?here Finanzierungskosten w¨¹rden dann den ?bergang zu regenerativer Energie weniger gef?hrden.