Ratgeber «Kulturschock»
Das Studium im Ausland kann einen Sprung ins Ungewisse bedeuten, was eine Herausforderung sein kann. Diese Seite bereitet Studierende vor und gibt ihnen praktische Tipps.
Ein Kulturschock1 ist eine natürliche Reaktion auf neue Erfahrungen und Teil eines fortlaufenden Lern- und Anpassungsprozesses. Geben Sie sich selbst die notwendige Zeit: Die Eingew?hnung in die neue Umgebung mit einer anderen Kultur, anderer Sprache und unbekannten Leuten ist oft nicht eine Sache von wenigen Wochen.
In der Regel kann der Kulturschock überwunden werden. Machen Sie den Anpassungsprozess leichter, indem Sie z.B. aktiv auf andere zugehen, neue Kontakte knüpfen, sich einbringen und Zeit für sich einplanen (Sport, Ruhe etc.). Wenn es mal schwieriger wird, denken Sie daran, dass Mitstudierende, Studierendenorganisationen, Ihren Freundeskreis oder professionelle Beratung Sie unterstützen k?nnen.
Nachdem Sie den Kulturschock überwunden haben, haben Sie bewiesen, dass Sie mit Unterschieden umgehen k?nnen und sich auch in ungewohnten Situationen zurechtfinden k?nnen. Auch werden Sie dann Ihr Gastland noch tiefer kennenlernen k?nnen mit all den Facetten, die Sie zu Beginn vielleicht gar nicht erkennen konnten.
1 Auch wenn der Begriff ?Kulturschock? in der Wissenschaft manchmal umstritten ist, haben wir uns aus Gründen der Verst?ndlichkeit für die Verwendung des Begriffs entschieden. Unserer Erfahrung nach hat der Begriff bereits Eingang in die Umgangssprache gefunden.
Kulturschock entsteht, wenn wir mit unbekannten kulturellen Unterschieden konfrontiert werden. Oft merkt man erst in dieser Situation, wie stark man von seiner eigenen Kultur gepr?gt worden ist.
Zu Beginn kann alles fremd wirken – von der Sprache über das Essen bis hin zu Kommunikationsstilen und Alltagsverhalten. Zus?tzlich fehlen Familie und Freunde. Auch das Studium in einem anderen akademischen System kann zus?tzliche Herausforderungen mit sich bringen. Jeder Mensch reagiert anders auf Stress, weshalb Kulturschock zu unterschiedlichen Symptomen führen kann:
- k?rperlich: Allergien, Schmerzen, Unwohlsein, Schlafst?rungen oder Ersch?pfung, ?beressen oder Appetitlosigkeit
- emotional und sozial: Heimweh, ?beridentifikation und Idealisierung der Heimatkultur, Stereotypen über Kultur des Gastlandes, sozialer Rückzug und Selbstausschluss, Abwertung und Ablehnung von allem, was einem fremd ist
- psychologisch: Stimmungsschwankungen und Unsicherheit
- praktisch: Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, und Unf?higkeit, einfache Probleme zu l?sen
Die gute Nachricht ist: Kulturschock stellt nur eine Phase eines normalen Lern- und Anpassungsprozesses dar. Mit der Zeit werden Sie sich an die neuen Gegebenheiten gew?hnen und beginnen, das Leben in der fremden Kultur zu sch?tzen.
Es geht nicht darum, sich selbst zu ver?ndern oder alles Neue gutzuheissen, sondern vielmehr darum, Unterschiede zu verstehen und mit ihnen umzugehen. So k?nnen Sie Ihre Identit?t bewahren und gleichzeitig die Bereicherung erfahren, die das Leben in einer anderen Kultur mit sich bringt. Schlussendlich werden Sie dadurch sowohl Ihren pers?nlichen als auch Ihren akademischen Horizont erweitern.
Recherche
Machen Sie sich Ihrer Erwartungen bewusst. Recherchieren Sie vor der Abreise den Zielort und den ?typischen? Alltag dort, um Erwartungen realistisch zu gestalten und erste Eindrücke zu sammeln. So fühlen Sie sich besser auf Ihre neue Umgebung vorbereitet.
Sprache
Lernen Sie einfache Begriffe in der Landessprache wie ?Hallo? und ?Danke?. Denn schon kleine Sprachkenntnisse zeigen Interesse, erleichtern das Knüpfen von Kontakten und das Navigieren durch den Alltag.
Kulturschock akzeptieren
Es ist ein normaler Teil des Anpassungsprozesses. Denken Sie an die Tipps auf dieser Seite und daran, dass die ETH und Ihre Gasthochschule Sie bei Bedarf auch unterstützen. Verstehen Sie den Kulturschock als Chance, die Sie bereichert und Ihren Horizont erweitert. Geben Sie sich Zeit dafür.
Soziale Netzwerke
Pflegen Sie Kontakte zu Ihren Freunden und Ihrer Familie und knüpfen Sie gleichzeitig neue Verbindungen – sei es zu Einheimischen oder anderen Austauschstudierenden. In Ihrem Gastland gibt es auch Vereine, Clubs, Kinos, Gyms und Events, bei denen Sie Menschen mit ?hnlichen Interessen kennenlernen und einfacher ins Gespr?ch kommen k?nnen. Beides – das Pflegen bestehender und neuer Kontakte – ist gleichzeitig m?glich; sie müssen sich nicht für das eine oder andere entscheiden.
Vertrautes einbinden
Behalten Sie einige liebgewonnene Gewohnheiten bei, wie das Essen Ihrer Lieblingsspeisen oder das Ansehen vertrauter Serien. Das Bekannte bietet Ihnen Routine und Stabilit?t in der neuen Umgebung.
Gesundheit und Bewegung
Bleiben Sie aktiv, achten Sie auf eine ausgewogene Ern?hrung und g?nnen Sie sich ausreichend Schlaf und Ruhephasen. Viele Gasthochschulen haben vielseitige Sportangebote, von denen Sie profitieren k?nnen. Kleine Aktivit?ten (z.B. Spaziergang) f?rdern das Wohlbefinden und helfen bei der Anpassung. ?brigens k?nnen überm?ssiger Konsum von Koffein und Alkohol bereits bestehende negative Gefühle verst?rken, weshalb Sie Ihren Konsum beobachten sollten.
Erfahrungen festhalten
Ein Tagebuch kann helfen zu reflektieren und sp?ter als wertvolle Erinnerung an Ihre Auslandserfahrung dienen. Anstelle eines Tagebuchs k?nnen Sie auch ein Scrapbook, Skizzenheft oder ein anderes kreatives Mittel nutzen – je nach dem, was am besten zu Ihnen passt.
Offenheit statt Stereotype
Vermeiden Sie Verallgemeinerungen. Sehen Sie die neue Kultur ohne Vorurteile und akzeptieren Sie Unterschiede mit Neugierde und Humor. Diese Offenheit wird Ihr Verst?ndnis und Ihre Wertsch?tzung für die Kultur Ihres Gastlandes f?rdern.
Informieren Sie sich
Besuchen Sie alle Orientierungsveranstaltungen, lesen Sie alle Ihnen zugeschickten Informationen (und legen Sie sie korrekt ab für sp?tere Fragen) und recherchieren Sie selbstst?ndig weitere Einzelheiten. So lernen Sie alle Abl?ufe und Ansprechpersonen, aber auch Angebote, von denen Sie profitieren k?nnen (z.B. Sport), kennen.
Unterschiede willkommen heissen
Lehrmethoden, Prüfungsformen und Interaktionen w?hrend Vorlesungen, mit Mitstudierenden oder mit der Administration k?nnen sich unterscheiden. Nutzen Sie die M?glichkeit, von einem anderen System zu lernen.
Kommunikation und Interaktion
Nehmen Sie die Unterschiede wahr, aber lassen Sie sich nicht verunsichern: Wenn Sie im Unterricht weitere Erl?uterungen ben?tigen, fragen Sie.
Organisation, Studienaufwand und Prüfungen
Das Arbeitspensum kann sich anders verteilen; benotete Arbeiten und Prüfungen k?nnen anders organisiert sein und zu einem ungewohnten Zeitpunkt stattfinden. Informieren Sie sich deshalb frühzeitig und planen Sie genug Zeit ein, um Ihre Prüfungen m?glichst entspannt und gut vorbereitet abzulegen. Besonders hilfreich k?nnen Mitstudierende sein, die Sie nach deren pers?nlichen Erfahrungen und Ihrer Organisation fragen k?nnen.
Ihr Aufenthalt hat Sie gepr?gt, und Sie k?nnten die Dinge nun anders wahrnehmen als früher. Es kann sein, dass sich Ihr soziales Umfeld ver?ndert hat – Familie und Freunde freuen sich auf Sie, haben aber vielleicht neue Routinen entwickelt. Seien Sie geduldig mit sich selbst, proaktiv in der Kontaktaufnahme und offen für allf?llige Ver?nderungen.
Sie k?nnen Ihre pers?nlichen Erfahrungen im Erasmus Student Network (ESN) einbringen. Das ESN erm?glicht Ihnen, mit Austauschstudierenden in Zürich in Kontakt zu kommen, vielseitige Events zu besuchen und ihnen das Einleben in der Schweiz zu erleichtern (z.B. durch das Buddy-System des ESN).
Sollten Sie merken, dass Ihnen das ?Ankommen? Mühe bereitet, z?gern Sie bitte nicht, die psychologischen Beratungsstelle der Universit?t Zürich und der ETH Zürich zu kontaktieren. Die Stelle hilft bei der Bew?ltigung von pers?nlichen Schwierigkeiten, Problemen im Studium, aber auch bei der Wiedereingew?hnung nach einem Auslandsaufenthalt. Die Dienstleistungen ist kostenlos, absolut vertraulich und steht in mehreren Sprachen zur Verfügung.
Vorbereitung des Austauschs
chevron_right Erhalten Sie mehr TippsQuelle (bei Interesse)
gekürzte Version von Download /content/dam/ethz/associates/students/studium/auswaerts-studieren/docs/culture-shock_outgoing.pdf (PDF, 645 KB)